Waffen sind Mittel der Politik. Atombomben sind da keine Ausnahme – nirgends, auch nicht in Nordkorea. Dessen Diktator Kim Jong-Il ist kein Wahnsinniger, sondern ein kühler Realpolitiker, der mit dem Ziel, sein Land solle in wenigen Jahren anerkannte Atommacht werden, die Großmächte gegeneinander ausspielt, die Lieferung fehlender Ressourcen erzwingt und seine Machtbasis sichert.
Vor allem aber schützt ihn sein nukleares Drohpotential vor politischer und militärischer Einmischung von außen. Denn die „Staatengemeinschaft“, deren „Geschlossenheit“ mal wieder beschworen wird, ist eine Zweiklassengesellschaft: Wer die Bombe hat, ist gleicher als die anderen.
Doch das Oligopol des Clubs der Siegermächte des zweiten Weltkriegs auf diese Waffe, in der Bipolarität des Kalten Krieges künstlich verlängert, ist abgelaufen. Daß Nuklearwaffen zum essentiellen Merkmal staatlicher Souveränität werden, läßt sich nur noch hinauszögern. Wer nicht zu den Gleicheren gehört, kann entweder wie Südkorea bedingungslos auf den Schutz einer der Atommächte vertrauen oder aber selbst den Aufstieg in die erste Liga anstreben. Japan will als Reaktion auf Pjöngjangs Tests seine pazifistische Verfassung ändern, um erstschlagsfähig zu werden. Welche Antwort gibt Berlin?