Seine Bekanntheit dürfte der glatzköpfige Mann dem sprichwörtlichen Hauch der Geschichte verdanken, führte Walter Momper seine rot-grüne Koalition als Regierender Bürgermeister von Berlin doch ausgerechnet zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung. Auch wenn er zu selbiger rein gar nichts beigetragen hat – noch im Februar 1990 legte er dem französischen Landwirtschaftsminister Henri Nallet dar, daß er sie sogar ablehne -, drängt sich der SPD-Politiker jedem Betrachter historischer Wendezeitfotos mit seinem schrulligen roten Schal penetrant auf. Nach diesem zweijährigen Intermezzo drohte Momper in der politischen Bedeutungslosigkeit zu versinken, ehe ihn seine Genossen 2001 als Präsidenten des Abgeordnetenhauses reaktivierten. Diesem sitzt er seitdem vor, von Zeit zu Zeit die Berliner daran erinnernd, daß er in Fragen des SED-Unrechts, des Extremismus oder des Multikulturalismus noch immer das gleiche politische Gespür wie Anfang 1990 besitzt. Auch drei junge Rabauken – laut Täterbeschreibung „mit Migrationshintergrund“ – dürften Mompers Gesellschaftsvision kaum erschüttern. Als nämlich der 62jährige am vergangenen Sonntagnachmittag in Berlin-Kreuzberg an der Kasse eines Geschäfts die sich vordrängelnden Jugendlichen ermahnte – oder „durch Anquatschung“ provozierte -, stellten diese sich der Herausforderung. Obwohl Momper unverletzt blieb, rief er nach der Drohung „Paß auf, sonst geht es dir so wie dem Rentner in München“ sofort eine Polizeistreife. Gegen die Flüchtigen ermittelt nun das Landeskriminalamt wegen Nötigung. Momper selbst möchte keine Anzeige erstatten – es sei doch „nichts passiert“.