Der am vergangenen Sonntag in Dresden beendete Deutsche Historikertag bot der städtischen Historikerkommission den idealen Rahmen, um ihre Ergebnisse über die konkreten Opferzahlen der alliierten Luftangriffe vom Februar 1945 zu veröffentlichen. Im Jahr 2004 hatte der damalige Dresdner Oberbürgermeister Ingo Roßberg (FDP) eine „politische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Vergangenheit und Gegenwart, den Ursachen und Auswirkungen von Krieg, Rassismus und Gewalt“ eingefordert. Die Kommission sollte „Klarheit schaffen“ und somit „der Instrumentalisierung der Opferzahlen entgegenwirken“. Am Abend des 1. Oktober wollte die Kommission unter Führung des Potsdamer Militärhistorikers Rolf-Dieter Müller dann „in Vorträgen über Ergebnisse berichten und diese zur Diskussion stellen“ („Eintritt frei“), da zu der nachmittäglichen Podiumsdiskussion nur akkreditierte Kongreßteilnehmer Zugang hatten. Aber auch in dieser öffentlichen Sonderveranstaltung war von vornherein ausgeschlossen, wer laut Definition des Hausherren „in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende oder volksverhetzende Äußerungen bzw. Handlungen in Erscheinung getreten ist“ oder gar Mitglied einer „rechtsextremen Organisation“ oder nach Einschätzung der Veranstalter „der rechtsextremen Szene zuzuordnen“ ist. Vielleicht blieb deshalb der Abend trotz der bereits aus den Zwischenberichten der Kommission ermittelten und vielfach lautstark kritisierten Opferzahl von 18.000 plus x (siehe auch Seite 17) von allzu lebhaften Diskussionen verschont.
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