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Sackgasse Afghanistan

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Die Regierung Schröder hat nicht nur Fehler gemacht – aber es wird sich noch herausstellen, daß die Entsendung der Bundeswehr nach Afghanistan eine verhängnisvolle Fehlentscheidung war. Die politische Klasse in Berlin wäre gut beraten, sich baldmöglichst eine Exit-Strategie zu überlegen. Voraussetzung dafür ist die Erkenntnis, daß der Krieg nicht gewonnen werden kann. Die Macht von Präsident Karzai (auch „Bürgermeister von Kabul“ genannt) reicht kaum bis zur Stadtgrenze. Die 90 Milliarden Dollar (!), die bisher im Land ausgegeben wurden, sind wirkungslos verpufft. Es herrscht eine kaum vorstellbare Korruption. Auf den Drogenanbau, den die Taliban zuletzt beendet hatten, entfällt inzwischen die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes. Die Bundeswehr hat sich in ihren Stützpunkten im Norden eingegraben und läuft Gefahr, überrannt zu werden, wenn der Krieg erst einmal eskaliert. Was tun? Berlin könnte zusammen mit Paris ein Datum für den Abzug der deutschen und französischen Truppen festlegen. Die Bundesregierung könnte auch, ebenfalls gemeinsam mit Frankreich, eine politische Lösung fordern – eine Konferenz unter Beteiligung aller Parteien, die Einfluß und Macht in Afghanistan ausüben. Dazu zählen Persien als westlicher Nachbar, Pakistan, dessen mächtiger Geheimdienst hinter den Kulissen die Fäden zieht, die afghanischen Kriegsfürsten, die ganze Territorien kontrollieren, und selbstverständlich auch die Taliban, die weder militärisch besiegt noch als politischer Faktor ausgeschaltet werden können. Konsequenterweise müßten Paris und Berlin dann auch gegen die Umfunktionierung der Nato von einem Verteidigungsbündnis zu einem Dienstleistungsbetrieb der Amerikaner Widerspruch einlegen. In der jüngsten Ausgabe von Foreign Affairs kann man nachlesen, was Washington beabsichtigt: die Ausdehnung der Nato auf die ganze Welt. Auch Staaten im Nahen Osten und im Pazifik sollen zuerst „Partner“ und später Mitglieder werden können. Immer noch aktuell ist, was der große Lehrmeister der Realpolitik, Otto von Bismarck, am 5. Dezember 1876 im Reichstag kurz vor Ausbruch des russisch-türkischen Krieges zu den „orientalischen Wirren“ zu sagen hatte: „Ich werde zu irgendwelcher aktiven Beteiligung Deutschlands an diesen Dingen nicht raten, solange ich in dem Ganzen für Deutschland kein Interesse sehe, welches auch nur die gesunden Knochen eines einzigen pommerschen Musketiers wert wäre.“ Dr. Bruno Bandulet ist Herausgeber des DeutschlandBriefes und des Finanzdienstes G&M.

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