Die SPD fordert Elite-Universitäten, was für eine verkehrte Welt. Vor dreißig Jahren hat eben diese SPD die Vermassung der Hochschulen als politisches Credo durchgesetzt und gerade dazu beigetragen, daß die wenigen bestehenden deutschen Elite-Universitäten systematisch kaputtgemacht wurden. Nun, da die fatalen Folgen – auf die schon damals genügend Fachleute hingewiesen hatten – voll durchschlagen, wechseln die Sozialdemokraten den Kurs um 180 Grad. Die Grünen, die durch ihre 68er Hochschulbildungsideologie maßgeblich zum Niedergang der deutschen Universität beigetragen haben, wehren sich – momentan noch – gegen diese Kehrtwende. Die SPD kann jedoch auf eine gefestigte Erfahrung mit der realpolitischen Prinzipienlosigkeit ihres Regierungspartners vertrauen. Die neue Einsicht der SPD-Granden bleibt allerdings in einem Punkt der Vergangenheit treu. Sie vermittelt die gleiche Naivität in der Hochschulpolitik wie in den siebziger Jahren. Elite-Universitäten können weder gefordert noch verordnet werden. Finanzspritzen sind eine notwendige, aber keine hinreichende Voraussetzung, und vor allem, Qualitätssteuerung ist kein symmetrischer Prozeß. Eine Universität kann schneller ihren Ruf verlieren, als ein hohes Renommee erwerben. Die Entwicklung des Charakteristikums Elite-Universität erfordert Zeit, Geld – und das entsprechende Personal. Wie aber will die SPD mittelmäßige Massenprofessoren in studentenbewegten Hochschulgremien bewegen, höher begabte Kollegen zu berufen? Dazu wäre eine revolutionäre Reform des Hochschulgesetzes notwendig.