Während Politiker und Interessenverbände immer noch über die Rechtschreibreform streiten, hat für viele Schüler bereits ein weiteres Neuschrieb-Schuljahr begonnen. Nach dem Willen der Kultusminister soll es das letzte sein, in dem es Schülern noch gestattet sein soll, so zu schreiben wie Martin Walser, Siegfried Lenz oder Günter Grass. Die Schüler harren weiterhin auf ihrer Rechtschreibinsel aus. Sie schreiben nach Regeln, nach denen sich außerhalb der Schulen immer weniger richten, weil drei Viertel der Deutschen den Neuschrieb ablehnen. Seneca kritisierte einst das römische Bildungssystem: „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir!“ Offenbar haben sich die Kultusminister diesen Satz zur Richtschnur gemacht. In dieser Situation ist es verantwortungslos, die Schüler weiterhin durch das Nebeneinander verschiedener Schreibweisen bei der Ordnung und Äußerung ihrer Gedanken zu behindern. Jeder Tag unterrichteter Neuschrieb ist ein Tag zuviel. Die Politik muß sich endlich nach dem Volk richten. 1998 entschieden sich die Schleswig-Holsteiner gegen die Schreibreform. Hätte das Land damals den Volksentscheid in einem beispiellosen Akt der Bevormundung nur nicht wieder aufgehoben! Die Lösung ist einfach: vollständige Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung. Jedes Bundesland kann einzeln aussteigen. Ein Kompromiß ist abzulehnen, weil jedes Herumfummeln an der mißlungenen Reform das Chaos nur vergrößerte. Die Politik muß den Chaos-Expreß anhalten, besser heute als morgen.
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