Es bleibt zu sagen, daß die deutsche Gastronomie – insbesondere auch der deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) – ihrer Berufspflicht als Dienstleistungsgewerbe für alle Kunden da zu sein, gründlich verletzt. Denn 70 Prozent der Deutschen sind Nichtraucher. 86,1 Prozent der Deutschen (sowohl Nichtraucher als auch Raucher) fordern, in Gaststätten rauchfreie Zonen einzurichten. Suchen Sie doch einmal zum Beispiel in Köln ein rauchfreies Restaurant – da suchen Sie vergeblich und gehen dann gleich zu Mc Donalds, denn dort gibt es garantiert eine Nichtraucherzone. Die Frage müßte eigentlich lauten, ob man erst einmal einen Nichtraucherschutz einführt, denn de facto ist er gar nicht existent! Es gibt ihn nur auf freiwilliger Basis. Nun ist wirklich lange genug gewartet worden und ein Handeln der Politik ist unumgänglich. Es muß der gesetzliche Rahmen für einen Nichtraucherschutz in der Gastronomie geschaffen werden. Im Bundestag wurde bereits 1998 beim Versuch eines Nichtraucherschutzgesetzes von Anfang an die Gastronomie aus den Regelungen ausgeklammert, weil die Initiatoren keine Chance auf Verwirklichung sahen. Das Argument, durch die Einrichtung rauchfreier Zonen oder gar der Zwang zu absoluten Nichtraucherrestaurants bringe ökonomische Nachteile mit sich und bedeute gar das Ende der Eckkneipe, ist nicht nachvollziehbar. Michelle Scollo, ein australischer Wissenschaftler, konnte im Februar diesen Jahres nachweisen, daß es im Gegenteil sogar positive Auswirkungen auf den Umsatz bringen kann. Der Forscher vom Gesundheitszentrum in Carlton nahm knapp einhundert Studien unter die Lupe, die sich mit dem Einfluß eines Rauchverbotes auf den Umsatz in Gaststätten und Bars beschäftigten. Lediglich 21 davon waren ernstzunehmen und unter denen befand sich keine einzige, die von negativen ökonomischen Wirkungen zu berichten wußte. Prof. Dr. med. Ekkehard Schulz ist Präsident der Nichtraucher-Initiative Deutschland e.V. (NID). Deutschlands Hoteliers und Gastronomen sprechen sich geschlossen gegen ein gesetzliches Rauchverbot im Gastgewerbe aus. Die Unternehmer haben schon längst auf den Markt reagiert und zahlreiche Angebote für Nichtraucher geschaffen. Die Gastronomie ist der letzte neutrale Boden, auf dem sich beide Gruppen noch gemeinsam treffen können. Ein gesetzliches Rauchverbot wäre der Dolchstoß für die vielen kleinen Eckkneipen in unserem Land. Deutschland braucht deshalb keine Reglementierungen oder Nikotinpolitessen. Toleranz und Rücksichtnahme sind bessere Rezepte als immer neue Paragrafen. Jeder Versuch, den Nichtraucherschutz im Gastgewerbe gesetzlich zu verschärfen, könnte als klarer Eingriff in die vom Grundgesetz geschützte unternehmerische Entscheidungsfreiheit gelten. Deshalb muß es auch zukünftig allein den Hoteliers oder Gastronomen überlassen sein, wie sie ihr Angebot für Raucher und Nichtraucher gestalten. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) empfiehlt den Unternehmen bereits seit Jahren erfolgreich, alle Möglichkeiten zur Einrichtung von Nichtraucherzonen aufgrund des veränderten Gästeverhaltens zu überprüfen. Für die Hoteliers und Gastronomen steht Kundenorientierung an vorderster Stelle. Deshalb dürfen nicht die Gesetzgeber, sondern allein die Gäste und ihre Wünsche das Verhalten des Unternehmers mitbestimmen. Bereits heute sorgen Hoteliers und Gastronomen dafür, daß dicke Luft zwischen Rauchern und Nichtrauchern gar nicht erst entsteht. Die Vielzahl der in den letzten Jahren geschaffenen Nichtraucherzimmer in Hotels und Nichtraucherzonen in Restaurants bestätigen dies eindrucksvoll. Moderne Be- und Entlüftungsanlagen schaffen darüber hinaus schon jetzt in den meisten Betrieben ein gutes Klima über den Stammtischen. Ernst Fischer ist Hotelier, Gastronom und Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA).