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Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: ARD-„Faktenfinder“ blamiert sich mit Übersetzungsfehler

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: ARD-„Faktenfinder“ blamiert sich mit Übersetzungsfehler

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: ARD-„Faktenfinder“ blamiert sich mit Übersetzungsfehler

Die ARD-Zentrale in Berlin. Der "Faktenfinder" ist ein Projekt des Rundfunksenders
Die ARD-Zentrale in Berlin. Der "Faktenfinder" ist ein Projekt des Rundfunksenders
Die ARD-Zentrale in Berlin. Der „Faktenfinder“ ist ein Projekt des Rundfunksenders Foto: picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
 

ARD-„Faktenfinder“ blamiert sich mit Übersetzungsfehler

Das ARD-Format "Faktenfinder" wollte gravierende Unstimmigkeiten an dem Nordstream-Bericht von Seymour Hersh nachweisen. Doch tatsächlich scheitert die "Fake-News"-Jagd bereits an einer simplen Übersetzung.
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BERLIN. Das „Faktenfinder“-Format der „Tagesschau“ hat einen gravierenden Übersetzungsfehler in einem Kommentar zum Seymour-Hersh-Bericht gemacht. Nachdem Nutzer in den sozialen Netzwerken den Irrtum aufklärten, löschte das öffentlich-rechtliche (ÖRR) Format das entsprechende Kapitel.

„Weitere Unstimmigkeiten im Hersh-Bericht“ lautete die Überschrift des am Donnerstag auf der Internetseite der „Tagesschau“ veröffentlichten Textes. „Mehrere Details“ des Berichtes würden „einer Überprüfung“ nicht standhalten, führte der „Faktenfinder“-Journalist Pascal Siggelkow weiter aus.

Sprengstoff solle Pflanzenform haben

Eines der Unterkapitel, in denen Siggelkow versuchte, diese Details auszuführen, lautete „Sprengstoff in Pflanzenform unwahrscheinlich“. Hersh, so schreibt er, behaupte in seinem Bericht, daß Taucher den plastischen Sprengstoff C-4 „in Form von Pflanzen“ auf den Pipelines angebracht hätten.

Der „Faktenfinder“-Journalist befragte dazu einen Experten, den Lehrbeauftragten für Sprengtechnik am Karlsruher Institut für Technologie, David Domjahn. Der versicherte: die These, der Sprengstoff sei in Pflanzenform angebracht worden, sei „abenteuerlich“.

„Die Nord Stream 2-Gasleitung wurde kürzlich fertiggestellt, und ein etwa 300-kg-Pflanzenbewuchs hätte entsprechend Zeitvorlauf für das Wachstum benötigt und dürfte daher nicht zur Tarnung geeignet sein“, kommentierte Domjahn. Auch die Art der Pflanzengestaltung werfe dabei Fragen auf. Eventuell ließen sich zwar „dicke Baumwurzeln“ mit plastischem Sprengstoff modulieren, bei der „Nachbildung filigraner Strukturen wie zum Beispiel Seegras“ sei das allerdings schwierig.

Falsche Übersetzung

Ist Seymour Hersh also als Spinner entlarvt? Tatsächlich beruhte das gesamte Unterkapitel von Siggelkows Text auf einem Übersetzungsfehler. Keineswegs hatte der amerikanische Journalist behauptet, daß Sprengstoff „in Pflanzenform“ an den Gasleitungen angebracht worden wäre.

Hersh schrieb, daß Taucher der norwegischen Marine zu den Gasleitungen geschwommen seien. Ihre Aufgabe sei es gewesen, wie es im englischen Originaltext heißt, „(to) plant shaped C4 charges on the four pipelines“. Übersetzung: „(…) um C4-Hohlladungen an den vier Gasleitungen anzubringen“. Das englische Wort „plant“ kann zwar in bestimmten Kontexten auch „Pflanze“ bedeuten, als Verb wird es jedoch mit „etwas legen“ oder „etwas errichten“ übersetzt. „To plant a bomb“ bedeutet etwa „eine Bombe legen“.

Umstrittenes Format

Die von Hersh erwähnten „shaped C4 charges“ sind hingegen eine bestimmte Form von Sprengstoff: Hohlladungen. „Shape“, also das englische Wort für „Form“, bezieht sich hier nicht auf „plant“. Das ÖRR-Format hat in seiner Übersetzung schlicht die Regeln der englischen Grammatik über Bord geworfen.

Das ARD-Format „Faktenfinder“ existiert seit April 2017. Es soll Falschmeldungen erkennen und gegen Desinformation und „Fake-News“ vorgehen. Doch das Projekt ist nicht unumstritten. Im November letzten Jahres mußte es sich vor Gericht verantworten, weil es dem Journalisten Julian Reichelt ein erfundenes Zitat in den Mund gelegt hatte. Am Ende entschied das Gericht: sollte der „Faktenfinder“ das falsche Zitat weiter verbreiten, könnte eine Geldstrafe fällig werden. (lb)

Die ARD-Zentrale in Berlin. Der „Faktenfinder“ ist ein Projekt des Rundfunksenders Foto: picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker
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