ROM. Nach dem Tod des als Kriegsverbrechers verurteilten ehemaligen Waffen-SS-Offiziers Erich Priebke in Italien ist Streit über seine Beisetzung ausgebrochen. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum forderte eine Überführung des Leichnams nach Deutschland. Nur dort könne verhindert werden, „daß die Trauerfeier und die Beisetzung zu einer Show für Neonazis“ wird, sagte der Präsident der Organisation, Efraim Zuroff.
Den ursprünglichen Wunsch Priebkes, neben seiner Frau in Argentinien beerdigt zu werden, hatte die Regierung in Buenos Aires abgelehnt. Ob es zu einer Beisetzung in Deutschland kommt, ist allerdings noch unklar. Die Stadt Hennigsdorf, in der Priebke 1913 geboren wurde, lehnte eine Beisetzung auf den örtlichen Friedhöfen ab.
Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf
Die Friedhofsordnung gebe vor, daß dort nur Personen beerdigt werden können, die auch ihren Wohnsitz in der Gemeinde gehabt hätten. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum sprach sich dafür aus, Priebkes Leichnam so schnell wie möglich einzuäschern. Dies würde dafür sorgen, daß „keine Spur von einem Nazi-Verbrecher wie Priebke zurückbleibt“, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
Am Montag kündigte Priebkes Anwalt eine Trauerfeier in einer Kirche in Rom an. Priebkes Kinder hätten sich eine christliche Zeremonie gewünscht. Dies untersagte der Vatikan jedoch für seine Kirchen. Die Bundesregierung sieht derzeit keinen Anlaß zu handeln. „Es ist nicht Aufgabe der Bundesregierung, zu entscheiden, wo und wie Herr Priebke begraben werden sollte“, sagte ein Sprecher.
Priebke war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien geflohen und wurde nach seiner Entdeckung 1995 nach Italien ausgeliefert. 1998 wurde der damals 85jährige von einem Militärgericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, daß er an einem Massaker, bei dem 1944 mehr als 330 Menschen starben, beteiligt war. Die Haftstrafe saß Priebke wegen seines schlechten Gesundheitszustandes unter Hausarrest ab. Er verstarb am Freitag im Alter von Einhundert Jahren. (ho)