Die Nachricht kam unerwartet und plötzlich: Der oberbayerische Unternehmer Anton Kathrein Junior ist in der Nacht zu Dienstag im Alter von nur 61 Jahren gestorben. „Die Mitarbeiter am Standort und auch in den Tochterfirmen wurden informiert, daß der Betrieb entsprechend eines Notfallplans weitergeführt wird“, sagte der Pressesprecher der Rosenheimer Kathrein-Werke KG , Rudolf Sonnleitner.
Noch im Sommer dieses Jahres hatte Kathrein sein 40jähriges Jubiläum als persönlich haftender und geschäftsführender Gesellschafter des 1919 von seinem Vatergegründeten Unternehmens und heutigen Weltmarktführers für Spezialantennen feiern können. „An Aufgaben und Ideen mangelt es mir auch in Zukunft nicht“, schrieb er aus diesem Anlaß in der Zeitschrift Die Antenne.
„Mit Freude sehe ich, daß sich unsere Strategie, nicht in ‘Shareholder Value’, also Aktionärswerten zu denken, sondern daß wir als traditionelles Familienunternehmen mit über 93jähriger Firmengeschichte nicht nur in Generationen denken, sondern, die nächste, die dritte Generation, mein Sohn Anton Kathrein, frischgebackener Ingenieur mit klassischer Ausbildung zum Diplom-Ingenieur an der Uni Karlsruhe sich auf den Weg macht, ins Unternehmen einzusteigen.“
Früh in Führungsverantwortung
Tragischerweise muß sein Sohn das Familienunternehmen – mit weltweit knapp 7.000 Mitarbeitern, und einem Umsatz von über 1,3 Milliarden Euro – viel früher übernehmen. Sein Schicksal gleicht damit dem des nun aus dem Leben gerissenen Kathrein: Auch er mußte 1972 im Alter von 21 Jahren die Firma übernehmen. Zwei Jahre stand ihm Direktor Georg Dax zur Seite, der 1974 verstarb. 1987 wurde in Erinnerung an ihn die Georg-Dax-Stiftung gegründet – zur Unterstützung des technischen Nachwuchses.
Dies war nur ein Beispiel dafür, daß Anton Kathrein nicht nur Unternehmer mit mit Leib und Seele war, sondern auch mit seinem ehrenamtlichen Engagement die Allgemeinheit im Blick hatte. Als Vizepräsident der größten deutschen Industrie- und Handelskammer, der IHK für München und Oberbayern, war ihm vor allem die Förderung der in Deutschland sträflich vernachlässigten naturwissenschaftlich-technischen Ausbildung eine Herzensangelegenheit. So prämierte beispielsweise die Dax-Stiftung herausragende Diplomarbeiten von Absolventen der Fachhochschulen in Rosenheim und Mittweida (Sachsen).
Pionier des technischen Fortschritts
Trotz all seiner weitweiten Verpflichtungen von Nordamerika bis Südasien fand er sogar noch Zeit, besonders erfolgreiche Schüler und Lehrlinge persönlich auszuzeichnen. Bei einem seiner letzten Auftritte gab er ihnen mit auf den Weg: „Wenn ich auf unseren Betrieb schaue, der besonders von den Innovationen, von den Arbeiten und Leistungen unserer Ingenieure und Facharbeiter geprägt ist, kann ich nur raten, sich mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu befassen.“
Anders als die „modernen“ Managertypen bekannte Kathrein sich zur Ausbildungsverpflichtung der Wirtschaft und lebte dies im eigenen Unternehmen vor. „Er stand wie kein zweiter für innovativen Gründergeist und verkörperte höchst erfolgreich das Modell des global agierenden Mittelständlers. Er war zudem ein Unternehmer, der in außergewöhnlich hohem Maße gesellschaftliche Verantwortung zeigte“, sagte Randolf Rodenstock, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW). „Sein Einsatz für die bayerische Wirtschaft und für unser Land war beispiellos. Die Lücke, die er hinterläßt, ist nicht zu füllen.“
Die zahlreichen technischen Errungenschaften – allein 300 Ingenieure und Techniker sind in der Entwicklung tätig – und Einsatzgebiete von Kathrein werden aber bleiben: Von der parallelen Internetübertragung in Hauskoaxialanlagen über die Satelliten-Empfangsanlage auf dem Bauernhof im Allgäu und dem Antennensystem der niederländischen Polizei bis hin zur Antennenanlage auf dem neuen Fernsehturm in der turkmenischen Hauptstadt Aşhgabat und zur Ausrüstung des Digitalfernsehens in Brasilien.