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Willkommen im Krieg

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Willkommen im Krieg

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Eigentlich ist die am Ostermontag ausgestrahlte Pro7-Komödie „Willkommen im Krieg“ keiner großen Rede wert. Erst recht nicht zwei Wochen danach. Es ging um die Bundeswehr in Afghanistan, verpackt in einen nicht besonders genialen, aber technisch doch solide verarbeiteten Klamauk.

Ein paar Tage nach der Ausstrahlung hätte man das Thema eigentlich vergessen können. Warum also doch darüber schreiben? Nun, bei einigen Soldaten war der Frust über diesen Film sehr groß. Sie beschwerten sich darüber, daß er ziemlich genau zwei Jahre nach einem Gefecht mit drei gefallenen und einem versehrten deutschen Soldaten ausgestrahlt wurde. Außerdem moniert sie, daß Pro7 einen derartig ernsten Stoff in einer Komödie verarbeitet hat.

„Ich bring’ Dich um, Du Tunte.“

Ein junger Fallschirmjäger hat sich aus Ärger über diesen Film zu einer nicht besonders klugen Aktion hinreißen lassen: Via Facebook beschimpfte er den Ochsenknecht-Sohn Wilson Gonzales, eine Nebenrolle im Film, und attackierte ihn mit der geschmacklosen Floskel „Ich bring’ Dich um, Du Tunte.“ Hätte der Kamerad nur fünf Minuten länger über diesen Satz nachgedacht, dann wäre ihm wohl selbst der Gedanke gekommen, daß seine Aktion weder ihm noch der Bundeswehr nutzen wird. Aber jetzt ist es passiert, zunächst einmal kommt er nicht so schnell aus der Sache raus, war halt wirklich Mist.

Allerdings weiß man auch nicht, was der Soldat in seiner Laufbahn bereits für militärische Erfahrungen machen mußte. Wüßte man es, würde seine Reaktion zwar nicht richtiger, aber vielleicht doch verständlicher. Mit diesem Einwand im Hinterkopf hätte sich das Management des Jungschauspielers auch sparen können, die Aktion dermaßen auszuschlachten, daß die Bild-Zeitung gleich mit „Morddrohungen“ gegen Ochsenknecht titeln muß. Eine Meldung an die zuständige Dienststelle oder eine Anzeige bei der Polizei hätte zunächst wohl gereicht, was allerdings auch mit dem Verzicht auf ein wenig „Publicity“ einhergegangen wäre.

Aus Füsorge den Soldaten von den Sozialen Netzwerken abgeraten

Und natürlich kommen solche Schlagzeilen nicht ohne prompte Lösungsvorschläge aus, die – vielleicht auch angesichts ihrer Spontaneität – nicht immer sehr durchdacht wirken. So heißt es dann aus Reihen der Bundeswehr, daß sie „aus Fürsorge“ den Soldaten davon abrät, soziale Netzwerke wie Facebook für Meinungsäußerungen „aus dem dienstlichen Umfeld heraus zu nutzen.“ Was dabei rauskommt, ist klar: „Soldaten, verzichtet auf Facebook!“ Das entspricht dem „kleinlichen Absicherungsverhalten“, das Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière in seiner Rede zum Dresdner Erlaß kritisiert hat. Dabei würde der Hinweise auf das Selbstverständliche ausreichen: Das Veröffentlichen dienstlicher Interna, Straftaten und Geschmacklosigkeiten sowie die klassischen „TOZZ“ (Truppen-Orts-Zahlen-Zeitangaben) sind zu unterlassen. Punkt. Und das reicht dann auch.

Wer mehr verlangt, hat einen Umstand übersehen, der im „Bendler-Blog“, der Internet-Seite eines ehemaligen Fallschirmjäger-Offiziers, treffend auf den Punkt gebracht wurde: Im Bundesverteidigungsministerium gebe es Führungskräfte, „die keine Sekunde daran zweifeln, daß es möglich ist, junge Menschen an Kriegswaffen auszubilden, sie weltweit in Einsätze zu schicken und ihnen zuzumuten, dabei Leib und Leben einzusetzen, es aber für nicht möglich halten, denselben jungen Menschen zu vermitteln, wie sie im Social Web sinnvoll agieren können. Junge Menschen, die sie übrigens gleichzeitig mit Hilfe genau dieser sozialen Medien überzeugen wollen, daß es sinnvoll ist, in der Bundeswehr zu dienen. Auf die Idee muß man erstmal kommen.“

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