BERLIN. Generalbundesanwalt Harald Range hat Behauptungen widersprochen, die Gruppierung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) sei der bewaffnete Arm der NPD gewesen. „Es ist nach heutigem Erkenntnisstand nicht so, daß der NSU eine ‘Armee der NPD’ war“, sagte Range der Süddeutschen Zeitung.
Die personellen Verbindungen zwischen der sogenannten Zwickauer Terrorzelle und der NPD seien Einzelfälle gewesen. Die Gruppierung habe sich abgeschottet und ganz bewußt ihre Kontakte zur rechtsextremen Szene abgeschnitten. Dort habe man nach seiner Kenntnis auch nichts von den Taten des NSU gewußt.
Laut Range sei ein Netzwerk zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu erkennen. Allerdings gebe es eine gemeinsame ideologische Basis: „Die Beschuldigten haben eine rechtsradikale Gesinnung. Ihr Gedankengut findet man bis weit in die NPD hinein.“
Anklage soll bis zum Herbst stehen
Range gab sich optimistisch, daß die Bundesanwaltschaft bis zum Herbst eine Anklageschrift wegen der mutmaßlich von der Zwickauer Zelle begangenen Mordserie vorlegen werde. Dabei sei man nicht unbedingt auf die Aussage von Beate Zschäpe angewiesen. Es spreche viel dafür, daß sie der Gruppierung angehörte habe, erläuterte der Generalbundesanwalt, es gebe derzeit allerdings keine Anhaltspunkte dafür, daß sie unmittelbar an den Morden beteiligt gewesen sei.
Zschäpe sitzt seit November in Untersuchungshaft. Sie gilt als Komplizin der beiden mutmaßlichen Haupttäter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Die beiden hatten sich Anfang November vermutlich selbst das Leben genommen, als sie nach einem Banküberfall in Eisenach von der Polizei entdeckt worden waren. Ihnen wird unter anderem die Ermordung von neun ausländischen Kleinunternehmern und einer Polizistin zur Last gelegt. (krk)