TEL AVIV. Eine Gruppe israelischer Holocaust-Überlebender plant mit einer Klage die Entschädigungsverhandlungen zwischen Österreich und den USA neu aufzurollen. Erst vor zehn Jahren hatte die Alpenrepublik das sogenannte „Washingtoner Abkommen“ unterzeichnet, das den 200.000 enteigneten österreichischen Juden und ihren Nachfahren eine Gesamtentschädigung von 146 Millionen Euro zusprach.
„Die meisten Regierungsmitglieder wissen ganz genau, daß die Summe, die uns zugestanden wurde, lächerlich ist“, sagte die Sprecherin der Gruppe, Martha Raviv, im Gespräch mit der Deutschen Welle. Die Rechtsanwältin, die als Siebenjährige mit ihrer Mutter nach Bergen-Belsen deportiert wurde, berief sich dabei auf die Aussagen von Historikern, die den Wert des konfiszierten Vermögens auf über zehn Milliarden Euro schätzten.
Experten sehen keine Chance für eine neue Klage
„Österreich steht wirtschaftlich sehr gut da und wurde reicher und reicher dank der jüdischen Vermögen aus der Zeit des Holocaust“, begründete die gebürtige Wienerin ihre Forderung. Die Juristin gehört dem Vorstand eines israelischen Unternehmens an, das sich auf die Restitution von Vermögenswerten der Holocaust-Opfer spezialisiert hat.
Experten räumten der Klage keine Chance ein. Es sei schwierig, Gerechtigkeit nach über 50 Jahren herzustellen, sagte die Völkerrechtlerin Ursula Kriebaum der Deutschen Welle. Die Professorin für Internationales Recht an der Universität Wien hatte an der Abfassung des „Washingtoner Abkommens“ mitgewirkt. „Alle Beteiligten haben sich um ein bestmögliches Maß an Gerechtigkeit bemüht“, so Kriebaum. Das Abkommen hatte seinerzeit den Verzicht auf weitere Sammelklagen jüdischer Opferverbände vor amerikanischen Gerichten gegen Österreich zur Bedingung. (cs)