Mal wieder ergreift ein deutscher Regisseur die Gelegenheit, mit einem NS-Film etwas Geld und Schlagzeilen zu machen. Als bekannter Spezialist für die Inszenierung von ekelerregenden Gewaltszenen hat Uwe Boll dabei vor, in seinem frisch abgedrehten Auschwitz-Film seinen Ruf zu bestätigen. „Babys wurden hinter den Gaskammern an den Ohren hochgehalten und in den Kopf geschossen“, erklärt in einem Interview mit der Welt.
Man kann sicher sein, daß man dies und wahrscheinlich jeden anderen überlieferten Greuelbericht im Detail und aus nächster Nähe auf der Kinoleinwand zu sehen bekommen wird. Der Film schockiere mit „brennenden Kindern“, so ist zu hören.
Wer finanziert das? Der aktuell in Kalifornien residierende Boll tut etwas geheimnisvoll und spricht von „Filmvertrieben, die mir Recht geben“. Jedenfalls hat das wird das Ganze international in die Kinos kommen und hat einen politischen Zweck, den der Regisseur ausdrücklich anspricht: „Der Film kann so Verständnis für Verhaltensweisen des Staates Israels vertiefen, indem er aufzeigt, welches Trauma die Juden zu verarbeiten haben.“
Die geschichtspolitische Katze beißt sich in den eigenen Schwanz
Wer sich angesichts der ausgewalzten Lust an Gewaltpornographie vor historischem Hintergrund nicht ohnehin schon mit Grausen abgewandt hat und bis zu dieser Stelle vorgedrungen ist, der dürfte spätestens hier stutzig werden.
Man hat schon viel über Israels Verhaltensweisen gehört. Davon kann man etliche kritisieren oder kann es bleiben lassen, denn auf der Welt gibt es auch andernorts genug zu kritisieren. Wovon man allerdings noch nichts gehört hat, sind israelische Verhaltensweisen, die erst durch Großaufnahmen von aufgehängten und erschossenen Säuglingen verständlich werden würden.
Welches Verhalten Boll meint, bleibt unklar, aber es scheint doch klar, daß sich hier die geschichtspolitische Katze in den eigenen Schwanz beißt. Keine Politik hat Zukunft, wenn sie sich an Greuelbilder vergangener Zeiten knüpft.