WASHINGTON. Eine Gruppe amerikanischer Investoren hat die Bundesrepublik Deutschland auf Entschädigung für Anleihen verklagt, die das Deutsche Reich zur Zeit der Weimarer Republik ausgegeben hatte.
Ein Berufungsgericht in den Vereinigten Staaten hat eine entsprechende Klage nun zugelassen und an ein Bezirksgericht in Miami verwiesen, berichtet die österreichische Zeitung Die Presse.
Deutschland hatte nach Ende des Ersten Weltkriegs Anleihen aufgelegt, um so den Wiederaufbau und die Reparationsverpflichtungen zu finanzieren. Nach 1933 ließ die nationalsozialistische Regierung die Rückzahlung an ausländische Gläubiger einstellen.
Schuldscheine von sowjetischen Soldaten gestohlen
Die in Florida ansässige Investorengruppe World Holdings macht nun Ansprüche von über 450 Millionen Dollar geltend. Diese Summe errechne sich aus der Rückzahlungen der Anleihen plus den Zinsen, sagte ein Anwalt der Investoren der Presse.
Deutschland wiederum hält dagegen, daß der Großteil der Anleihen bereits nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgezahlt worden sei. Viele Schuldscheine seien allerdings von sowjetischen Soldaten gestohlen worden, berichete die Zeitung.
Der Klägeranwalt wies diese Behauptung zurück. Er äußerte sich zuversichtlich, daß im kommenden Prozeß seinen Klienten das ihnen zustehende Geld zugesprochen werde.
Das Berufungsgericht hatte in seiner Begründung der Klagezulassung jedoch darauf hingewiesen, daß es damit keine inhaltliche Stellungnahme zu dem Fall abgeben habe. Es sei lediglich um die Zuständigkeit gegangen und nicht darum, ob die Forderungen von World Holdings tatsächlich durchsetzbar seien. (vo)