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Axolotl Plagiat?

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Gerade hat ein 17 Jahre altes Mädel aus Berlin ein Buch geschrieben. Die Verfasserin heißt Helene Hegemann, der Titel ihres Erstlingswerks: „Axolotl Roadkill“ (was auch immer das sein soll). Es wird von Ullstein verlegt und die Feuilletons waren zunächst begeistert. Die Neue Zürcher Zeitung bewunderte den „Furor der Beschreibung“ und die „Stilsicherheit der Dialoge“. Die Frankfurter Rundschau lobte den „Sound“, die taz fand die Dialoge „scharf zugeschnitten“ und sogar die FAZ zeigte sich tief beeindruckt.

Von diesen ganzen Begeisterungsstürmen habe ich dummerweise nichts mitbekommen, von dem Buch auch nicht. Vielleicht, weil es in der JUNGEN FREIHEIT nicht besprochen wurde; vielleicht auch, weil diese ganzen anderen Feuilletons über meinen Tellerrand hinausgehen. Egal, zurück zum Thema.

Ruch jugendlicher Genialität

Allem Anschein nach ist die Geschichte wieder so ein Mist im Kot-und-Sperma-Jargon, der schon im Fall der „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche für klingende Kassen sorgte (das ist diese Ekel-Geschichte, die vor anderthalb Jahren von den Feuilletons, die ich nicht lese, so intensiv behandelt wurde). Eigentlich uninteressant.

Einigermaßen spannend wurde die Angelegenheit aber vor ein paar Tagen. Der Autor und Medienberater Deef Pirmasens zeigte in seinem Blog etliche Stellen in Hegemanns Bestseller, die sie offensichtlich von einem gewissen Schriftsteller namens „Airen“ abgekupfert hat (der wiederum bei Benn und Jünger nachgeschaut haben soll). Einige Stellen seines Romans „Strobo“ aus dem „SuKuLTur-Verlag“ müssen sie sehr inspiriert haben. Hegemanns saloppe Reaktion: Sie selbst empfinde es nicht als geklaut, weil sie das ganze Material in einem völlig anderen und eigenen Kontext verwendet habe.

Das ist freilich ein Standpunkt, über den man streiten kann. Aber ganz so falsch liegt die junge Dame nicht. Denn sie hat tatsächlich nicht „abgeschrieben“, wie es so oft heißt. Sie hat sich „nur“ knapp sechs Mal mit ein paar Zeilen textnah an Airen orientiert. Ist schon irgendwie schlimm, einverstanden., denn es nimmt ihr diesen Ruch der jugendlichen Genialität. Aber rechtfertigt das wirklich solch eine Neid-Debatte?

Vermeintlich peinlicher Makel

Die (erst!) 17jährige Autorin machte nicht nur mit ihrem Erstlingswerk, sondern auch noch mit einem recht gelungenen Kurzfilm und Theaterstücken auf sich aufmerksam. Man muß sie oder ihre Werke nicht mögen. Man darf aber anerkennen, daß sie für ihr Alter ziemlich gut ist. Also waren auch die Feuilletonisten dazu verdammt, sie toll zu finden. Aber kaum tut sich so ein vermeintlich peinlicher Makel auf, machen sich schon die ganzen Kultur-Fatzkes über sie her. Beim heiligen St. Brecht ist die Abschreiberei zwar irgendwie in Ordnung, bei der minderjährigen Hegemann aber sind auf einmal alle empört. So ist es eben, wenn man selbst Schriftsteller werden wollte, es dann jedoch nur in eine Feuilleton-Redaktion geschafft hat.

Und der ebenso pikierte „SuKuLTur-Verlag“ ist jetzt ein wenig wie Hans im Glück. Denn bis vor ein paar Tagen kannten ihn nur wenige; jetzt kennen ihn viele. Unterm Strich ist also alles in Butter. Wir dürfen gespannt sein auf neue Geschichten von und über Helene Hegemann.

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