Herr Durkin, kaum hat der Klimagipfel in Kopenhagen begonnen, schon üben Sie Kritik.
Durkin: Weil ich das Gerede von der globalen Erwärmung für völligen Nonsens halte, in Kopenhagen will man die Welt von einem Übel heilen, das gar nicht existiert. Der Gipfel ist nichts weiter als ein Happening für Bürokraten und grüne Aktivisten.
Alle irren außer Ihnen?
Durkin: Dieser Eindruck entsteht, weil viele Medienschaffende Unterstützer der grünen Agenda sind und kein Interesse an alternativen Darstellungen haben. Tatsächlich aber bekommt man enormen Zuspruch aus dem Publikum, wenn man wie ich mit einer unkonventionellen Meinung an die Öffentlichkeit geht.
2007 produzierten Sie den Film „The Great Global Warming Swindel“, der in Großbritannien für erhebliche Aufmerksamkeit sorgte und später unter dem Titel „Der Klimaschwindel“ auch im deutschen Fernsehen lief.
Durkin: Die Reaktionen waren enorm. Der Sender Channel 4 erhielt Tausende von Telefonanrufen. Die Zuschauer äußerten sich etwa im Verhältnis sechs zu eins positiv zum Film. Eigentlich kein Wunder nach Dutzenden Sendungen, die das Gegenteil behaupteten, da wurde mein Film von vielen Leuten als Ereignis empfunden.
„Polemik ist für mich ein Stilmittel“
Channel 4, einer der ersten Privatsender Großbritanniens, gilt zwar als renommiertes Medienunternehmen, hat Ihren Film später aber selbst als „polemisch“ bezeichnet.
Durkin: Oh, mein Film ist eine Polemik. Polemik ist für mich ein Stilmittel und nichts per se Negatives. Das Problem ist allerdings, daß andere Filme, die den Klimawandel belegen wollen, verbergen, daß es sich bei ihnen um Polemiken handelt und so tun, als seien sie unparteiisch. Aber Sie haben insofern recht, daß Channel 4 eine Distanzierung zum Ausdruck bringen wollte. Nun, auch bei Channel 4 gibt es eben Sympathisanten der Klimawandel-Behauptung in führender Position, die meinen Film gar nicht mochten und die hinterher aufheulten.
Also, was steckt nach Ihrer Ansicht hinter dem „großen globalen Klimaschwindel“?
Durkin: Alles fing für mich viel früher an, nämlich damit, daß mich vor vielen Jahren die Wissenschaftsredaktion von Channel 4 beauftragte, einen Bericht über die grüne Umweltbewegung zu machen. Bei meinen Nachforschungen stieß ich zum ersten Mal darauf, daß dieser Bewegung vielfach jede wissenschaftliche Grundlage für das fehlte, womit sie uns allen über Jahre immer wieder solche Angst eingejagt hatte.
Kritik an der Industriegesellschaft
Inwiefern?
Durkin: Ich war selbst perplex. Wie gesagt, es ging damals noch gar nicht um die Erderwärmung, sondern allgemein um die Kritik an der Industriegesellschaft. Denn wenn man genau hinsah, stellte man fest, daß in unterentwickelten Ländern die Leute nicht nur ärmer waren, sondern auch Luft und Wasser viel verschmutzter als in der industrialisierten Welt. Warum also verbreitete die grüne Bewegung dennoch ständig diesen schlechten Leumund über die Industriegesellschaft?
Warum?
Durkin: Weil das nicht objektive, sondern subjektive Gründe hat, weil es nicht um Wissenschaft, sondern um Politik geht. Und so ist es ebenfalls beim Thema Kopenhagen: Sie glauben, dort geht es um das Weltklima? Seien Sie nicht naiv, es geht um Politik.
Eine gewagte Behauptung.
Durkin: Meinen Sie? Wenn Sie sich nicht mit den Formeln abspeisen lassen, die immer wieder über den angeblichen Klimawandel wiederholt werden, wenn Sie einmal wirklich die Nase hineinstecken, tiefer bohren und sich nicht zufrieden geben, sondern beharrlich nach den Ungereimtheiten fragen, die Sie dann entdecken werden, stellen Sie fest, daß es gar keine überzeugende wissenschaftliche Grundlage für die Behauptung von einem vom Menschen verursachten Klimawandel gibt. >>
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Legen Sie Ihre Argumente auf den Tisch!
Durkin: Im Zentrum der Argumentation des Gipfels von Kopenhagen seht das CO2. Es stimmt zwar, daß Kohlendioxid und Erderwärmung in einem Zusammenhang stehen, aber dennoch spielt es kaum eine Rolle, weil es nur einen winzigen Teil der Treibhausgase ausmacht. Haupttreibhausgas, mit etwa neunzig Prozent Anteil, ist Wasserdampf. CO2 ist dagegen nur eines von vielen, die sich die übrigen zehn Prozent teilen. Wieso aber steht es dann dennoch im Mittelpunkt? Um das zu beantworten, muß man zurückblicken in die Geschichte der grünen Bewegung, bis zu den Anfängen der Methode, die Welt mit Horrorszenarien zu erschrecken, in die späten sechziger Jahre. Dann fällt auf, daß damals alles mit einer ganz anderen Art von Drohung begann, nämlich der eines weltweiten Klimasturzes, einer Abkühlung der Erde. Dahinter steckten Leute wie Paul R. Ehrlich oder Lester Brown, die ersten Vordenker der grünen Bewegung. Sie argumentierten, wachsende Bevölkerung und wachsende Industrialisierung würden zu einer immer stärkeren Verschmutzung führen, die die Erde gegen das Sonnenlicht abschirmen und so zu einer Abkühlung führen würde. Ihr Fazit: Man müsse die Konsumgesellschaft angreifen, weniger konsumieren, die Population verringern und vor allem den Kapitalismus bekämpfen.
Allerdings fiel die globale Temperatur damals tatsächlich ab.
Durkin: Von den vierziger bis Mitte der siebziger Jahre war das so, aber dann stieg sie wieder an. Und so folgten zehn Jahre der Verwirrung zwischen den Drohungen mit einer neuen Eiszeit und einer Erderwärmung, bis man sich auf die globale Erwärmung als neues Schreckgespenst geeinigt hatte. Nur, wie erklärt man einen solchen 180-Grad-Schwenk? Ein Schuldiger mußte her: das CO2! Eigentlich absurd, aber doch erfolgreich.
„Modellrechnungen beweisen gar nichts“
Womit wir wieder beim Gipfel von Kopenhagen wären.
Durkin: Wer spricht dort schon vom Wasserdampf, der, wie gesagt, etwa neunzig Prozent der Treibhausgase ausmacht? Wie gelang es also, das so viel unbedeutendere CO2 zu etablieren? Da kam der Blick in die Vergangenheit zur Hilfe. Aus Bohrkernen lernten wir, daß die CO2-Konzentration in vergangenen Erdepochen schwankte und das tatsächlich eine Beziehung zum Klima besteht: In wärmeren Zeiten war die Konzentration höher, in kälteren niedriger. Daraus konstruierte man eine Korrelation derart, daß mehr CO2 zu Erwärmung führe und andersherum. Doch wie verhält es sich tatsächlich? Tatsächlich ist es so, daß die Ozeane CO2 binden, wenn sie abkühlen, und emittieren, wenn sie wärmer werden. Das heißt, in Wahrheit ist mehr CO2 nicht die Voraussetzung von Erwärmung, sondern ihre Folge und die Folge einer Abkühlung ist eine Reduktion des Gases – und nicht umgekehrt, wie in Kopenhagen behauptet wird
Die Modellrechnungen des Weltklimarates beweisen den umgekehrten Zusammenhang.
Durkin: Die Modellrechnungen des Weltklimarates beweisen gar nichts, weil Modelle nichts beweisen können. Denn was sind Modelle? Die Realität? Nein, es sind hypothetische Szenarien. In der Computerszene gibt es einen Spruch: „Garbage in, garbage out“, soll heißen, was du reinsteckst, kommt auch wieder heraus. Fütterst du den Rechner mit unsinnigen Daten, wird er auch entsprechend unsinnige Ergebnisse liefern. Startet man also einen Modelldurchlauf auf Basis der Annahme, daß CO2 entscheidend die Erderwärmung herbeiführt, dann wird das Modell dies auch bestätigen, es kann nicht anders, denn es ist ja ein festgelegtes System.
Das Eisvolumen weltweit schwindet, das kann man sehen – gleich ob die Modelle Unsinn sind oder nicht.
Durkin: Ja, aber das besagt nichts über das, was sie in Kopenhagen Klimawandel nennen. Die Erde erwärmt sich, kühlt sich ab, erwärmt sich wieder – das ist natürlich. Keiner leugnet, daß Poleis und Gletscher weniger werden. Aber das ist nichts Unnatürliches, nichts Menschengemachtes, wie sie in Kopenhagen sagen. Kurz bevor Sie angerufen haben, habe ich mir die Nase geputzt und dann hat es geregnet. Zu behaupten, es bestünde folglich zwischen Naseputzen und Regen ein Zusammenhang ist von der Qualität, wie zu behaupten, es bestünde einer zwischen Erderwärmung und dem menschlichen Verhalten.
„Parallele zu den sogenannten Holocaustleugnern hergestellt“
Sie sind kein Wissenschaftler, sondern Journalist. Wie können Sie so sicher sein, wenn sich sogar promovierte Experten uneinig sind?
Durkin: Jeder kann sich ein Bild machen! Der ganze Schwindel in Kopenhagen beruht doch darauf, daß die Bürger sagen: „Ich halte mich raus, ich bin kein Fachmann.“ Die Wahrheit ist, die meisten Leute haben nur keine Lust, sich damit zu beschäftigen. Aber was in Kopenhagen gemacht wird, geht uns alle an! Machen Sie sich deshalb die Mühe, beschäftigen Sie sich mit dem Stoff! Sie werden selbst auf die Widersprüche stoßen. Stellen Sie dann den Verantwortlichen Fragen und lassen Sie sich nicht abwimmeln. Im übrigen: Ich habe mit so vielen Fachleuten gesprochen. Ich sage Ihnen, die haben selbst keine Ahnung.
Ihre Gegner bezeichnen Leute wie Sie als „Klimaleugner“. Wie würden Sie sich nennen?
Durkin: Ich bin Journalist und stelle Fragen. Das Wort Leugner soll doch offensichtlich eine Parallele zu den sogenannten Holocaustleugnern herstellen. Darin liegt für meine Begriffe eine Ironie, denn wer sich die grundlegenden Gedankenaxiome der grünen Bewegung anschaut, der findet in ihren Tiefenstrukturen die Gedankengänge von Philosophen wie Nietzsche und Heidegger, aber auch ideologische Konstellationen, wie wir sie in Hitlers „Mein Kampf“ finden. Und diese Leute, die aus meiner Sicht in der gleichen romantischen, antikapitalistischen Tradition stehen wie diese Denker bzw. die Nationalsozialisten, nennen mich einen „Leugner“? >>
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Während Channel 4 Ihren Film zur besten Sendezeit um 20 Uhr ausstrahlte, lief er im deutschen Fernsehen nur am späten Abend.
Durkin: Manchmal laufen spät nachts ja noch ein paar anspruchsvolle Sendungen ganz gegen den Strich. So eine Art intellektuelle Pornographie. Offenbar sehen die deutschen Fernsehmacher meinen Film unter diesem Aspekt. Das ist natürlich schade.
Hauptsendezeit in Großbritannien, Spätprogramm in Deutschland. Der renommierte Channel 4 bei Ihnen, das verrufene RTL bei uns. Warum diese Unterschiede?
Durkin: So richtig wundert es mich nicht. Schließlich hat Deutschland die einflußreichste grüne Partei auf der Welt. Allerdings muß ich einräumen, daß wir Glück gehabt haben, in Großbritannien einen Hauptsendeplatz zu bekommen. Denn auch bei uns ist die Mehrheit der Medienleute soft-grün – und die übrigen haben wirklich Angst vor den aggressiven Attacken der grünen Lobby bei entsprechendem Fehlverhalten.
Naturschutz mit einer geordneten Klassenstruktur verbunden
Dennoch, wenn Sie sich den Luxus einer eigenen Sichtweise erlauben können, dann andere Journalisten auch. Muß es also nicht doch gegenüber Ihren Thesen skeptisch machen, daß die meisten Journalisten Ihre Sicht nicht teilen?
Durkin: Nein. Der bekannte US-Soziologe Daniel Bell veröffentlichte 1973 sein berühmtgewordenes Buch „Die nachindustrielle Gesellschaft“. Darin beschreibt er den Aufstieg einer neuen gesellschaftlichen Klasse nach dem Zweiten Weltkrieg, die er entsprechend die „neue Klasse“ nennt: Öffentliche Angestellte, Universitätsmitarbeiter bzw. Angestellte des Wissenschaftsbetriebes, Medienschaffende etc. Und er beschreibt, wie diese neue Klasse einen neuen Antikapitalismus kreierte. Nicht mehr der alte, marxistische Antikapitalismus, der davon ausgeht, daß der Kapitalismus zur Verelendung der arbeitenden Klasse führt. Denn bekanntlich passierte ja das Gegenteil, die Arbeiter wurden immer wohlhabender, profitierten mehr und mehr von der Massen- und Industriegesellschaft.
Also ein Kapitalismus, der nicht verfehlt, sondern gelungen war.
Durkin: Genau, doch eben dadurch fühlte diese Mittelklasse sich unterschwellig deklassiert. Plötzlich waren Arbeiter und Handwerker ihnen gleichgestellt, was für sie de facto einen Abstieg bedeutete. Sie haßten das Gefühl, und dieses Resentiment übertrugen sie auf den Kapitalismus. Was glauben sie denn, warum etwa Prinz Charles so ein Freund von Natur und Umwelt ist? Etwa aus Freude an Blumen und Bäumen? Nein, weil sich der Naturschutz in seiner Vorstellung mit einer geordneten Klassenstruktur verbindet, in der jeder auf seinem Platz steht: Bauern sind Bauern und bestellen das Feld, sie fahren nicht mit Mittelklasse-Autos am Wochenende in Freizeitparks und machen Urlaub in Südspanien. Der soziale Aufstieg dieser Leute ist eine unterschwellige Beleidigung für ihn. Wie sollte es auch anders sein? Bringt er ihn doch in die unangenehme Situation, seine Position als König damit rechtfertigen zu müssen, daß die Monarchie ach so wichtig für den Tourismus sei. Wie demütigend! Noch vor dreihundert Jahren wäre er ein souveräner König gewesen, und heute muß er sich vor Otto Normalverbraucher erklären.
Sollten Sie recht haben und alles ein großer Schwindel sein, so sind Sie zweifellos ein Held der Meinungsfreiheit …
Durkin: Danke schön.
… doch falls nicht, sind Sie ein „Verbrecher“ an der Menschheit. Was also, wenn Sie völlig falsch liegen?
Durkin: Ich bin in der komfortablen Lage, sicher sein zu können, daß ich nicht falsch liege. Aber „Verbrecher“ ist genau das richtige Wort, denn das ist die Kategorie in der diese Leute denken. Sie haben immer einen Kataklysmus, ein Weltuntergangsszenario auf ihrem Banner, mit dem sie ehrfurchtgebietend winken. Doch statt auf die Knie zu fallen, winke ich einfach mit meiner Sicht der Dinge zurück. Das provoziert sie! Nur um Wissenschaft geht es dabei, da können Sie sicher sein, leider kein bißchen.
Martin Durkin, 47, studierte Geschichte und arbeitete zunächst als Finanzjournalist, bevor er sich als TV-Produzent einen Namen machte. Heute leitet Durkin die Fernsehproduktionsgesellschaft Wag TV in London. Er produzierte diverse Dokumentarfilme, 2007 den umstrittenen „The Great Global Warming Swindle“.
Der von RTL gesendete Film „Der Klimaschwindel“ auf youtube: