Yassin G. und seine Freunde greifen mitten in Berlin in der Nacht einen scheinbar wehrlosen Mann an. Die Gründe dafür sollen an dieser Stelle irrelevant sein, denn: zu fünft auf einen ist – gelinde gesagt – schwer zu rechtfertigen. Vielleicht war dieser Angriff nicht ihr erster, vielleicht fühlten sie sich deshalb besonders sicher. Aber es soll jetzt nicht um Yassin gehen, sondern um den Warnschuß und den Schuß ins Bein.
Erste Gedanken dazu: Gut, daß die Angreifer (diesmal) auf keinen Wehrlosen gestoßen sind. Gut, daß der Zivilpolizist sich massiv verteidigt hat. Wirklich gut, daß er geschossen und getroffen hat. Und gut auch, daß es keinen Toten gab. Denn niemand kann beurteilen, welche Prozesse sich im Kopf eines derartig attackierten Menschen abspielen.
Ein Mensch, der sich verteidigt
Man darf wohl annehmen, daß der 33jährige Polizeihauptmeister eine Grenzsituation erlebte, in der auch ein Schuß auf den Körper des Angreifers gerechtfertigt gewesen wäre. Kein vernünftiger Mensch hätte ihm das vorwerfen können.
In der Situation des Kampfes denkt niemand an die langfristigen Folgen seiner Gegenwehr. Schließlich geht’s ums Überleben. Das war nicht mehr Polizeihauptmeister XY, der seinen Dienst versieht; das war ein Mensch, der sich verteidigt. Trotzdem hat der Beamte an den Warnschuß gedacht, trotzdem hat er dem Angreifer – nur! – ins Bein geschossen.
Bei aller Diskussion über Details sollte ein wichtiger Aspekt nicht vernachlässigt werden: Der Polizist hat so besonnen wie möglich gehandelt. Er hat das mildeste Mittel gewählt. Letztlich hat er in dieser Situation genau nach Vorschrift gehandelt. Daß dahinter nicht nur eine gute Aus- und Fortbildung steckt, sondern auch ein starker Charakter des Betroffenen, erklärt sich von selbst.
Keine bescheuerte Rechtfertigung
Kommen wir nun doch noch einmal kurz zu Yassin, seinen Freunden und zu all jenen, die sich vielleicht mit ihm solidarisieren könnten. Einerseits: Sie haben das deutliche Signal bekommen, daß ein Angriff auf scheinbar Wehrlose, erst recht auf Polizeibeamte, massive Gegenwehr bedeuten kann. Andererseits: Sie haben keinen Toten. Sie haben also keine bescheuerte Rechtfertigung, um Krawalle anzuzetteln – wie derzeit in Athen. Das wäre ja auch in der deutschen Hauptstadt durchaus denkbar.
Aus diesem Grunde: Lob und Anerkennung für diesen Berliner Polizisten.