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Studienzentrum Weikersheim, Burg Lichtenberg

Schöne neue Verpackungswelt

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Zu den großen „Errungenschaften“ der EU zählt die Änderung des Verpackungsrechts, das seit dem 11. April dieses Jahres gilt und damit die bis dahin in Deutschland geltende „genormte Einheitsgröße“ ersetzt hat. Seitdem nun Hersteller, sieht man einmal von denen für Wein, Likör und Sekt ab, ihre Verpackungen mit weniger Ware befüllen dürfen, trägt der „Verbraucher“ nicht mehr so schwer an den Tüten, die er nach Hause zu schleppen hat.

Und das Tollste: Er muß sich nicht einmal an neue Preise gewöhnen, weil für weniger Inhalt der gleiche Preis gezahlt wird! In einer Hinsicht freilich muß geistige Flexibilität aufgebracht werden: Dem „Gewohnheitstier Kunde“ wird nämlich abverlangt, bewußter auf die Produkte zu schauen, die er da in seinem Einkaufswagen versenkt. Das heitere, Alzheimer vorbeugende Suchspiel, das jetzt in deutschen „Lebensmitteldiskontern“ läuft, lautet: Wo ist am meisten drinnen für den Preis, den ich zu entrichten habe? Wer all das nicht als Fortschritt begreift, dem ist nicht mehr zu helfen, der kann nur ein notorischer Nörgler sein.

Die Segnungen „bedarfsgerechter Verpackungen“

Bei Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), wollte der Jubel darüber, daß jetzt endlich „bedarfsgerechte“ Verpackungen für „Singles“ und „ältere Menschen“ angeboten werden können, gar nicht mehr abebben. Nun erfolgt auch hier die Anpassung an eine sich rasant verändernde „Gesellschaft“: keine „Familiengroßpackungen“ mehr, sondern immer phantasiereichere Verpackungen für „Singles“, „Dinkies“ oder „Best ager“.

Die europaweite „Entbürokratisierung“ der Verpackungsverordnung – jawohl, so soll diese EU-Verordnung verstanden werden – ermöglicht es den Unternehmen überdies, auf „länderspezifische Verpackungen“ verzichten zu können. Jede beliebige Größe kann jetzt quer durch die EU verkauft werden. Ein Argument, dem sich die Bundesregierung nicht versagen wollte, die dieser Verordnung ohne viel Aufhebens ihren Segen erteilte.

Lästige Verbraucherschützer

Die schöne neue Verpackungswelt wird leider immer wieder von lästigen Verbraucherschützern gestört, die nicht müde werden, versteckte Preiserhöhungen im Supermarkt anzuprangern. Vor kurzem hat zum Beispiel die Verbraucherzentrale Hamburg eine umfangreiche Liste ins Netz gestellt, die diesen Vorwurf auf den ersten Blick auch noch erhärtet.

In der Tat scheint seit dem 11. April der Vielfalt in Sachen Verpackung keine Grenze mehr gesetzt zu sein. So bleibt zum Beispiel häufig die Höhe einer Verpackung erhalten, Breite und Tiefe wurden aber verkleinert. Daß eine derartige Kreativität ihren Preis hat, versteht sich wohl doch von selbst. Das haben Verbraucherschützer offensichtlich nicht begriffen, die mit kleinlichem Aufrechnen eine fortschrittliche Verordnung madig zu machen versuchen.

Es ist alles eine Frage der Kommunikation

Kreativität wird, schließlich ist alles eine Frage der Kommunikation, auch den Presseabteilungen der Lebensmittelkonzerne abverlangt, so zum Beispiel bei einer bekannten Frischkäsemarke. Hier wurde eine „verdeckte Preiserhöhung“ mit der „verbesserten Streichfähigkeit“ des Produktes begründet. Andere Produkte sollen „knuspriger“ geworden sein. Wieder andere haben auf den Einsatz von Konservierungsstoffen, künstlichen Aromen oder Farbstoffen verzichtet. Und, natürlich, auch das wollen die Verbraucherschützer nicht kapieren: Überall hat man mit gestiegenen Rohstoffbeschaffungskosten zu kämpfen, die „irgendwie“ an den Kunden weitergegeben werden müssen.  

Verbraucherschützern sei an dieser Stelle eines gesagt: Findet euch endlich mit der neuen Kreativität in der Verpackungswelt ab und spielt nicht ständig den Spielverderber. Das befördert gefährliche EU-kritische Ressentiments gerade dort, wo die EU für eine „Entbürokratisierung“ gesorgt hat. Am Ende könnte man noch auf den Gedanken kommen, horribile dictu, daß nationale Sonderregelungen womöglich sinnvoll waren und ihre Berechtigung hatten.

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