FRANKFURT/MAIN. Sind siebzig Jahre nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Ursachen, die zu dessen Entfesselung führten, ausreichend geklärt? Dieser Frage ging die JUNGE FREIHEIT an ihrem Stand auf der Frankfurter Buchmesse nach (Halle 3 Stand 100 A).
Gemeinsam mit dem Historiker und Publizisten Dirk Bavendamm (Der junge Hitler: Korrekturen an einer Biographie 1889-1944. Ares Verlag, Graz 2009, gebunden, 592 Seiten, 29,90€) und dem Juristen Björn Schumacher (Die Zerstörung deutscher Städte im Luftkrieg: „Morale Bombing“ im Visier von Völkerrecht, Moral und Erinnerungskultur. Ares Verlag, Graz 2008, gebunden, 344 Seiten, 19,90€) diskutierten Matthias Bäkermann, Redakteur für Geschichte und Wissen, und Chefredakteur Dieter Stein über die Ursachen und Folgen des Zweiten Weltkrieges.
Bavendamm kritisierte die Nichtthematisierung der deutschen Kriegsopfer. Statt der Erforschung historischer Tatsachen werde Moralpolitik betrieben. Die Rede von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) anläßich des Kriegsausbruches in Polen im September sei hierfür ein treffendes Beispiel gewesen.
Korrekturen kommen aus dem Ausland
Auch Schumacher bemängelte die Aussparung der deutschen Opfer. Gerade beim Thema Luftkrieg werde dies deutlich. Die Behandlung der Bombardierung deutscher Stätdte finde in der Geschichtsschreibung so gut wie nicht statt. Zwar habe Jörg Friedrichs mit seinem Buch „Der Brand“ einen Stein ins Wasser geworfen, der Wellen geschlagen habe, mittlerweile sei die Diskussion jedoch wieder verebbt und es herrsche „Meeresstille“.
Einig waren sich die Diskutanten, daß Denkanstöße und Korrekturen an der offiziellen Geschichte des Zweiten Weltkrieges derzeit vor allem aus dem Ausland kämen. So seien es beispielsweise russische Historiker, die momentan die einseitige Opferrolle Polens vor dem Kriegsausbruch kritisierten und damit die Diskussion über die Ursachen des Zweiten Wletkrieges neu eröffneten.
Bereits am Morgen sprach Albrecht Rothacher am Messestand der JF über Medwedews Rußland und den postsowjetischen Raum. Am Donnerstag diskutierte Chefredakteur Dieter Stein mit Mechthild Löhr und Kristijan Aufiero über das Geschäft mit der Abtreibung. (krk)
PROGRAMM
Samstag, 17. Oktober
11 Uhr
„Mythos Asien – Licht und Schattenseiten einer Region im Aufbruch”
Dr. Albrecht Rothacher, Lektor am Fachbereich Ostasienwissenschaften der Universität Wien
14 Uhr
„Sind wir schon durch? Der aktuelle Stand der Finanz- und Wirtschaftskrise”
Dr. Wolfgang Philipp, Anwalt für Wirtschafts- und Bankrecht
Dr. Klaus Peter Krause, langjähriger Leiter der FAZ-Wirtschaftsberichterstattung
Sonntag, 18. Oktober
14 Uhr
„Sprachpanscher und Sprachwahrer – hat Deutsch noch eine Zukunft?”
Thomas Paulwitz, Schriftleiter der Deutschen Sprachwelt, Gerhard-Löwenthal-Preisträger 2006
Moderiert werden die Veranstaltungen von JF-Chefredakteur Dieter Stein
Alle Veranstaltungen finden in Halle 3.1, Stand A 100 statt.