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Parteien: Substanzloses Treiben

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Substanzloses Treiben

Die CDU hat sich unter Angela Merkel mehr und mehr zu einer zweiten sozialdemokratischen Partei entwickelt. Dezidiert christliche Positionen wurden mehr und mehr aufgegeben, konservative Politker abgesägt oder vergrault. Nun warnt der Trierer Theologe Wolfgang Ockenfels die CDU vor der Preisgabe ihrer letzten Konturen.
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CDU-Werbemittel zur Bundestagswahl Foto: JF

Schon tausendmal notiert – doch x-fach einfach ignoriert? Es mangelt ja durchaus nicht an lebensklugen Mahnern und Warnern, denen namentlich die Schußfahrt der Christlich-Demokratischen Partei in die volksparteifernen Gefilde von Beliebigkeit und Austauschbarkeit längst nicht mehr geheuer ist.

So betrachtet steht auch Wolfgang Ockenfels, Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Trier, in enger geistiger Übereinstimmung zum Beispiel mit ähnlich herausragenden Analytikern und Vordenkern wie Paul Kirchhof oder Roland Baader, dem vielleicht brillantesten klassisch liberalen deutschsprachigen Nationalökonomen der Gegenwart.

Schon tausendmal moniert – doch „oben“ einfach weggeblendet? Ob Paul Kirchhof, Roland Baader oder zuletzt der Publizist Martin Lohmann und eben Wolfgang Ockenfels und viele andere, es ist geradezu grotesk: Mögen sie ihrer Kritik an der überbordenden Parteien-„Demokratie“ und an der CDU im besonderen noch so wortgewaltig und wohlbegründet Ausdruck geben, speziell auch an den Führungsspitzen der (Noch-) „C“-Partei perlt selbst das eindringlichst Gesagte offenbar ab, als wären es nur ein paar lästige Wasserspritzer.

Und was das Ganze noch bedenklicher macht: Das teils erstaunlich desinformierte und desorientierte Publikum trottet mit im medial befeuerten Zeitgeist-Trott. Ein Hoch der wunderbaren Informationsgesellschaft …! Nicht von ungefähr hat Werner Ockenfels seinem neuesten Buch den Titel „Das hohe ‘C’ – wohin steuert die CDU?“ gegeben.

Neue Wählerschichten erschließen

Als CDU-Mitglied seit 1966 schöpft er aus schmerzlich konkreter persönlicher Erfahrung, muß er mit ansehen, daß sich die Partei, die ihm trotz allem wohl noch immer am Herzen liegt, verbiegt und verrenkt bei den vergeblichen Versuchen, „neue Wählerschichten zu erschließen“, wie es im modischen Jargon natürlich auch der Parteivermarktungsstrategen im Konrad-Adenauer-Haus heißt.

Berater und Beratene aber ficht es jedoch augenscheinlich kaum an, daß dieses krampfhafte Tun und Treiben zunehmend ins Leere läuft und die programmatisch-inhaltlichen Defizite nur noch um so entlarvender hervortreten läßt. Dabei hatte einst doch schon Helmut Kohls Firlefanz-Aktionismus mächtigen Schiffbruch erlitten, als sich die vermeintliche CDU-Hoffnungsträgerin „Lovely“ Rita Süssmuth zu Wählerfangzwecken in ein riesiges Kondom verpacken ließ, um für einen Spiegel-Titel zu posieren.

Und einen Schlag ins Wasser landete weiland  auch Unionskanzleramtsbewerber Edmund Stoiber, als er – nach dem frisch-fröhlichen Motto „Seht her, wie fortschrittlich wir sind!“ – demonstrativ eine unverheiratete Mutter als Familienminister-Kandidatin in sein Schattenkabinett berief und Gerhard Schröder von der SPD-Konkurrenz dennoch am Ende klar unterlag. Die Moral von der Geschicht‘:

Wer sich den Leuten nur noch substanzleer anbiedert, ohne zu erkennen zu geben, wofür er verläßlich steht, verliert selbst bei den Wohlmeinenden unausweichlich an Vertrauen. Genau das widerfährt heute in nachgerade dramatischem Ausmaß den sogenannten etablierten Volksparteien von gestern.

Bei der Bundestagswahl 2005, nach dem vorzeitigen Handtuchwurf der glorreichen Rot-Grün-Projektleiter Schröder/Fischer, wir erinnern uns, kassierte die Union ihr schlechtestes Wahlergebnis seit fünf Jahrzehnten, gefolgt von beträchtlichen Stimmenverlusten bei den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Hessen, Hamburg und Bayern.

Nahezu vergessen scheint vor allem bei zeitgeistfroh „gestylten“ CDU-Granden, was ungezählte Sympathisanten und (Ex-)Wähler so gründlich verunsichert: Zum Beispiel, daß die ach so progressive neue CDU-Politikergeneration der politischen Linken sogar noch dabei hilft, die Kerninstitutionen Ehe und Familie, die tragenden Säulen unseres Gemeinwesens überhaupt, schleichend auszuhöhlen.

Stichwort: Kleinkinderfremdbetreuung schon von der Krippe an; oder die schleichende Gleichstellung der Homo-„Ehe“(!) mit der traditionellen Lebensgemeinschaft von Frau und Mann.

Die CDU ist der SPD immer ähnlicher geworden

Oder: daß auch die CDU zunehmend linksäugig laviert, wenn es um den fundamentalen und eigentlich unverrückbaren Grundsatz geht, daß (eigentlich) weder die Menschenrechte noch gar das Recht auf Leben jemals nach Bedarf teilbar sein können.

Es ist weit gekommen in einer Parteienlandschaft, in der namentlich die CDU der SPD immer ähnlicher geworden ist, während die Linke eben dieser schwer schlingernden SPD süffisant abfordert, sie müsse sich schleunigst „resozialdemokratisieren“. 

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Wolfgang Ockenfels: Das hohe C. Wohin steuert die CDU? Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2009, gebunden, 176 Seiten, 16,90 Euro

JF 39/09

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