Auch wenn die Etablierung der JUNGEN FREIHEIT kontinuierlich voranschreitet, wenn ihre Verleumder vor Gericht kapitulieren müssen: Noch immer ist der Umgang mit ihr ein Lackmustest für Toleranz. Weiterhin bestehen viele ihn noch nicht. Vor allem jene lauwarmen Mainstream-„Freigeister”, opportunistisch bis ins Mark und vergreiste Achtundsechziger-Ayatollahs, die ihr schlechtes Gewissen über den eigenen, hochkarätig vergoldeten Hintern im Chefsessel durch „Widerstand” gegen die JF beruhigen.
Eigentlich gibt es für die Ablehnung der JF nur zwei Gründe: 1.) Man hat sie nicht gelesen, hält sie aber für rechtsextrem, weil so viele „sachkundige” Menschen das behaupten. 2.) Man kennt sie, weiß also, daß sie konservativ, aber nicht rechtsextrem ist, hält aber selbst das schon für zu viel oder fürchtet um seinen – oft gar nicht vorhandenen – „guten Ruf”.
Egal, welche dieser Möglichkeiten zutrifft, peinlich sind sie allesamt; bieten aber Einblick in die „Urteilsfindung” zahlreicher Zeitgenossen: nämlich ohne Sachkenntnisse oder im devoten Kniefall vor dem gesunden Volksempfinden.
Freiheit ist immer die Freiheit des Gleichdenkenden
Wer diese Leute sind? Zum Beispiel die Intendanten des Berliner „Maxim-Gorki-Theaters“ (Armin Petras) und des „Berliner Ensembles“ (Claus Peymann) sowie die Leitung des Carl-Hanser-Verlages, die mit heldenhaftem Mut Premierenkarten und Rezensionsexemplare verweigern.
Gerade die ersten beiden Fälle sind schwerwiegend. Denn sollte ein Stadttheater, von allen Steuerzahlern subventioniert, nicht auch für alle Einwohner der Stadt offen sein? Mit ihnen in Dialog treten? Das heißt, müßten sie nicht allen Zeitungen Pressekarten gewähren, damit diese alle Bürger, egal welcher Couleur, über das laufende Programm informieren können? Eine Zeitung auszusperren, heißt: deren Leserschaft Informationen vorzuenthalten.
In diesem Falle: die konservativen Leser draußen vor der Tür zu lassen, auf daß die miefige Inzestclique nicht gestört wird. Nach dem Motto: Freiheit ist immer die Freiheit des Gleichdenkenden. Damit ist der aufklärerische und gesellschaftskritische Anspruch beider Häuser als dreiste Lüge enttarnt.
Der Zeitung Ernst Jüngers die Pressekarte verweigert
Nun sind deren Produktionen ohnehin eher ein Fall fürs Bestattungsinstitut als für den Rezensenten. Trotzdem muß man für Ausnahmen offen sein. Wenn zum Beispiel der Schauspieler Martin Wuttke am „Berliner Ensemble“ seine Adaption vom „Abenteuerlichen Herz“ auf die Bühne bringt, ist das natürlich ein JF-Thema.
Immerhin war dessen Autor, Ernst Jünger, einer unserer prominenten Leser. Sogar vom Spiegel ließ er sich bei der JF-Lektüre fotografieren. (Wird die Inszenierung jetzt abgesetzt…?) Man scheint sich am Haus wirklich tiefgehend mit dem gespielten Autor beschäftigt zu haben, wenn man ausgerechnet der Zeitung seines Vertrauens die Pressekarte verweigert.
Ähnlich steht es um Botho Strauß. Dessen Adaption des „Titus Andronicus“ gelangte am „Berliner Ensemble“ zur Uraufführung, obwohl der Dichter in seinem „Anschwellenden Bocksgesang“ (1994) zahlreiche Positionen vertrat, die mit denen der JF kompatibel, wenn nicht deckungsgleich sind. Mehr noch, im Stern-Interview verteidigte Peymann einst den umstrittenen Dramatiker, schätze er doch dessen radikale Offenheit.
Opportunistische Scheußlichkeiten auch bei Hanser
Spürt man das doppelte Maß, mit dem hier gemessen wird? Ab einem bestimmten Grad an Prominenz erfährt der Delinquient Gnade, indem man sein konservatives Außenseitertum plötzlich als „Mut“ bewundert. Damit sich der Inquisitor weiter mit dessen Werk schmücken kann. Sind solche opportunistischen Scheußlichkeiten noch steigerungsfähig? – Durchaus.
Und zwar beim Hanser-Verlag. Dessen Hausautor heißt bekanntlich – Botho Strauß. Als besagter „Anschwellender Bocksgesang“ für Medienhysterie sorgte, jammerte ein Vertreter des Verlages, daß man hierzulande von einer Diskussionskultur noch weit entfernt sei. Stimmt. Nur, vom Hanser-Verlag ein Rezensionsexemplar für die JF zu erhalten, ist genauso schwer wie das Tragen einer Anti-Atomkraft-Plakette in Nordkorea.
Wie war das mit der Diskussionskultur? Zumal der von Hanser gepflegte Strauß dem Publizisten Armin Mohler Grüße zum 80. Geburtstag sandte und ihn als ein „Vorbild“ aller Autoren der Gegenrevolution bezeichnete. Nur, dieser Mohler war nicht bloß ehemaliger Sekretär Ernst Jüngers, sondern auch langjähriger JF-Autor… Im Hanser-Verlagshaus muß eine riesige Schere bereitliegen, um sämtliche unerwünschten Zusammenhänge zu durchtrennen.
Die Erlasse verblödeter Kulturdiktatoren lassen uns unbeeindruckt
Ein Verlagshaus, das mit einem konservativen Autor den großen Reibach macht, verlangt für ihn jene Toleranz, die es selbst gegenüber einer ebenfalls konservativen Zeitung verweigert. Solches Doppelspiel kann einem wirklich den Respekt vor dem Gegner verleiden.
Die Liste an peinlichen Beispielen ließe sich beliebig verlängern. Bleibt nur zu sagen, daß wir uns durch Zensurmaßnahmen nicht beeindrucken lassen. Daß wir – wenn diese Leute zufällig etwas Interessantes produzieren – Eintrittskarten und Buchexemplare notfalls selbst bezahlen. Weil wir das Informationsrecht unserer Leserschaft höher halten als die Erlasse verblödeter Kulturdiktatoren.