Jetzt geht es auch Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar an den Kragen, jenen beiden unsterblichen Wüstenläufern, die – wie jeder Karl-May-Leser weiß – im Nahen und Mittleren Osten die tollsten Heldentaten vollbringen, um sich danach in ihrer Freizeit dem ungenierten Genuß der Wasserpfeife, der heißgeliebten „Shisha“, hinzugeben. Letzteres, so finden hiesige Sittenwächter, sollten sie lieber bleiben lassen, denn sie gefährden damit die Volksgesundheit.
Bisher galt ja die Auffassung, daß Shisha-Rauchen viel weniger gefährlich sei als Zigarren- oder Zigarettenrauchen, von europäischen Kurzpfeifen zu schweigen. Ein tragischer Irrtum, wie soeben das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) festgestellt hat. Über die morgenländische Wasserpfeife gelange viel mehr Kohlenmonoxid in die Lunge als über abendländische Zigarren oder Zigaretten oder Kurzpfeifen. Auch der Nikotingehalt sei höher. Ergo: Macht endlich Schluß mit der gesundheitsschädlichen Wasserpfeife!
Die Bestürzung ist allenthalben groß. Leidenschaftliche Raucher, die guten Glaubens von der Zigarette zur Shisha übergewechselt waren, sehen sich plötzlich öffentlich bloßgestellt und zum Anpöbeln in den Medien freigegeben. Überzeugte Multikultis, die das Auftauchen der Wasserpfeife vor einheimischen Straßenkaffees als verdienten Sieg orientalischer „Migranten“ über einheimische „Spießer“ gefeiert hatten, winden sich in Verlegenheit. Droht nun ein neuer Kulturkampf mit unklaren Fronten? Tritt zum Shador die Shisha?
Sehr gelassen blieben bis zur Stunde die Lektoren der Karl-May-Ausgaben. Sie sind seit langem an das Umschreiben der Originaltexte gewöhnt und werden, wenn der Druck von außen zu stark wird, auch die Shisha spielend aus den berühmten Abenteuerbänden herausredigieren. Wer weniger Kohlenmonoxid in der Lunge hat, der schießt ja auch viel besser. Der Rauch aus der abgeschossenen Büchse wird Kara und Halef in den kommenden Ausgaben voll genügen.