BERLIN. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sieht Deutschland beim Wiederaufbau des vom verheerenden Erdbeben am 6. April besonders zerstörten italienischen Dorfes Onna in einer besonderen moralischen Pflicht.
Onna sei kein beliebiger Ort, so Steinmeier in einer Rede vor dem Deutsch-italienischen Gesprächsforum. Dort habe „die deutsche Wehrmacht vor 65 Jahren unschuldige Zivilisten erschossen und Häuser zerstört“, heißt es in einer Mitteilung des Auswärtigen Amts.
Damit sei der Ort in den Abruzzen „ein Beispiel dafür, wie sehr im deutsch-italienischen Verhältnis Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit miteinander verknüpft sind“, teilte der Vizekanzler mit.
Wehrmacht soll 17 Zivilisten getötet haben
Es stehe außer Frage, daß Deutschland sich am Wiederaufbau der zerstörten Region beteiligen und vor allem in der Ortschaft Onna engagieren werde.
Insgesamt waren in dem zu 90 Prozent zerstörten Dorf 45 von den etwa 280 Einwohnern beim Erdbeben ums Leben gekommen.
Am 11. Juni 1944 soll Berichten italienischer Zeitzeugen zufolge eine Einheit der Wehrmacht in Onna mehrere Gebäude zerstört sowie 17 Zivilisten exekutiert haben, nachdem ein Dorfbewohner während eines Streits um beschlagnahmte Pferde auf einen deutschen Soldaten geschossen habe.
Onna kann Symbol „für das andere Deutschland“ werden
Wie der deutsche Botschafter in Rom, Michael Steiner, mitteilte, wolle sich „aufgrund dieser tragischen historischen Verbindung“ Deutschland bei seinen Hilfsleistungen „bewußt auf das in Italien zum Symbol des Erdbebens gewordene Onna konzentrieren“.
Der Ort könne damit heute zu einem Symbol „für das andere Deutschland“ werden, so Steiner. Die Deutsche Botschaft Rom hat deshalb bereits spezielle Spendenkonten eingerichtet. J
eder könne so „die Chance nutzen, um zwischen den Menschen in beiden Ländern etwas zu verändern und Betrachtungsweisen zu wandeln“, erläuterte der Diplomat gegenüber der Presse. (vo)