Daß eine gemeinsame Wanderung von Friedrich Merz mit FDP-Chef Guido Westerwelle durch das Hochsauerland zu einer der Topmeldungen des vergangenen Wochenendes werden konnte, lag gewiß nicht nur am Sommerloch. Gerade unter konservativen Unionsanhängern gilt Merz, der einst den Begriff der deutschen Leitkultur geprägt hatte, als einer der letzten Vertreter des rechten Parteiflügels. Kein Wunder also, daß sein angekündigter Abschied aus der Politik für alle, die die Union nicht allein den Merkels, Pofallas und Wulffs überlassen wollen, nur schwer zu akzeptieren ist. Und so schießen die Spekulationen ins Kraut, die Merz, wenn er denn nicht der FDP beitritt, schon an der Spitze einer neugegründeten konservativen Partei sehen, die – ähnlich wie die Linkspartei von links – das Parteienspektrum von rechts aufrollt. Doch diese Träumereien sagen mehr über den Zustand des Konservatismus in Deutschland aus als über die Zukunftspläne von Friedrich Merz. Dieser denkt überhaupt nicht daran, auf den Spuren seines Intimfeindes Oskar Lafontaine zu wandeln und wie dieser seine angestammte Partei zu verlassen, um sie von außen zu bekämpfen. Merz, der um seinen Wert für die CDU weiß, gefällt sich statt dessen in der Rolle des verkannten Heilsbringers, der sich in der nächsten ernsthaften Krise der Union nur zu gerne bitten lassen wird, in die erste Reihe zurückzukehren.
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