Weikersheim war längst keine konservative Burg mehr, nur eine Ruine, deren Schleifung infolge der Kampagne gegen CDU-Ministerpräsident Günther Oettinger wegen dessen Trauerrede für Hans Filbinger trotzdem buchenswert ist. Erstens wegen der praktischen Bedeutung. Das 1979 auf Initiative von Filbinger als Antwort auf die 68er-Kulturrevolte gegründete Studienzentrum war die letzte Stätte, wo – der Begriff muß großzügig gefaßt werden – Konservative das Hausrecht ausübten und damit unabhängig waren von mißgünstigen oder ängstlichen Vermietern. Zweitens wird durch sie besiegelt, daß die Annahme, aus bestehenden Strukturen heraus eine geistig-moralische Wende in Gang setzen zu können, eine Illusion war und bis auf weiteres auch bleiben wird. Wesentliche Gründe dafür finden sich in dem Buch „Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik“ (1999) von Clemens Albrecht, Günter C. Behrmann u.a, das im Untertitel: „Eine Wirkungsgeschichte der Frankfurter Schule“ heißt (vgl. JUNGE FREIHEIT 9 und 12/2000). Ganz offensichtlich wurde es durch Caspar von Schrenck-Notzings erstmals 1965 veröffentlichtes Buch „Charakterwäsche“ über die Politik der amerikanischen Umerziehung in Deutschland nach 1945 inspiriert, ohne daß die Autoren sich dazu bekennen konnten. Es arbeitet heraus, daß der Siegeszug der Frankfurter Schule keineswegs nur ihrer Brillanz geschuldet war. Ihre Protagonisten hatten während des amerikanischen Exils gelernt, daß ein Netzwerk von Multiplikatoren und die Beherrschung der Medien die Voraussetzung dafür waren, um ihrer Kritischen Theorie zum Sieg zu verhelfen. Schon zu Beginn der 1960er Jahre bestand eine „Rundfunkhoheit der Frankfurter Schule“. Adorno wurden bis 1990 194 Radio- und 24 Fernsehsendungen gewidmet (Horkheimer 119/35), Gehlen lediglich 31/ 4 und Helmut Schelsky 14/4. Bleibt nur Tollkühnheit oder totale Depression Die gezielte Kaderpolitik zur Heranzüchtung einer „kritischen Intelligenz“ wirkt sich bis heute in Zeitungen, Universitäten usw. aus. Es wurden Amerika-Reisen finanziert, auf denen Nachwuchs-Intellektuelle Anregungen für die Veränderung der deutschen Gesellschaft erhielten. Regierungsstellen wurden unter Hinweis auf das besorgte Ausland gefügig gemacht: „Durch einen neuen Fall von Hakenkreuzschmierereien in Bamberg, der 1965 die Öffentlichkeit erregte, konnte die Finanzierung des Studienbüros über verschiedene Quellen, die über die Stadt Frankfurt über das Land Hessen, das Auswärtige Amt bis zur Volkswagenstiftung reichten, erneut abgesichert werden.“ Nachhaltig wirkte sich die Politisierung der Schulen aus, in deren Folge „Intelligenz und Pädagogik das historische-politische Selbstverständnis der Bundesrepublik von Grund auf revidiert haben. Die Kritische Theorie ist über die Erziehungswissenschaft und die politische Bildung als eine Theorie institutionalisiert worden, welche dieses Selbstverständnis mitträgt.“ Die Annahme, gegen diese institutionelle Übermacht und jahrzehntelange Indoktrination eine Kulturrevolution von rechts veranstalten zu können, ohne Geld, ohne nennenswerte Infrastruktur, gestützt allein auf Argumente, die erst noch geschärft werden müssen, war tollkühn. Doch was wäre die Alternative gewesen? Die totale Depression!