Drei Szenarien, zeitgleich ablaufend, immer abwechselnd im Bilde – okay? Zum einen haben wir die erfolgreiche Fernsehjournalistin Janine Roth (Meryl Streep), die von dem aufstrebenden Senator Jasper Irving (Tom Cruise) zu einem Exklusivgespräch geladen wird: Um nichts weniger als die neue Strategie der US-Truppen in Afghanistan geht es – okay? – und um deren Rechtfertigung durch einen „Löwen“, einen machtbesessenen, gewandten Politiker. Keine Antwort, um die Irving verlegen wäre, wenn ein abermaliger Einsatz frommer „Lämmer“ zur Debatte steht. Lämmer: opferbereite, patriotische junge Männer, okay? Was weder die Pressefrau noch der Senator wissen: Das in diesen Minuten angelaufene Manöver droht soeben zu scheitern. Und dies ist die zweite Szene: Kleine Stellungen sollen in den Bergen Afghanistans errichtet werden. Per Hubschrauber wird die erste Mannschaft soeben abgesetzt, um die aufständischen Taliban dort im Zaum zu halten – und letztlich, das ahnt unsere Journalistin, um die Weltöffentlichkeit vom Irak-Debakel abzulenken. Die Operation war waghalsig und unbedacht, der Helikopter gerät unversehens in feindliches Feuer. Es gibt Tote und zwei Verletzte, die nun auf einem verschneiten Bergkamm, umgeben von Taliban-Einheiten, um ihr Leben bangen. Die 9.000 Meilen entfernte Kommandozentrale aber hat Arian und Ernest (klar, es sind ein Schwarzer und ein Latino, denn nach Filmdiktion setzt die US-Regierung bevorzugt das Leben dieser Bevölkerungsgruppen aufs Spiel) per Satellit im Visier, und Hilfe naht: Durchhalten, okay! Dritter Handlungsort: das Sprechzimmer von Professor Stephen Malley (Robert Redford). Vor ihm sitzt ein naßforscher Student aus privilegiertem Elternhaus, der angeblich immens talentiert ist, doch trotz hervorragender Klausuren weitgehend durch Abwesenheit in den Seminaren glänzt. Angeblich talentiert, denn es ist doch mehr diese all American-Hochbegabung, die hier präsentiert wird. Im naseweisen Backfisch-Jargon trägt der Kerl vor, warum ihm der ganze Uni-Kram so tierisch auf den Senkel geht: Weil jegliches Engagement doch eh‘ nichts bringe, der ganze Betrieb sei doch hohl, so hohl wie die Phrasen der Politiker, da laufe ihm sein privates Hedonismus-Programm schon besser rein – Mädchen, Parties, Studentenverbindung, okay? Irgendwann haut der bestätigend nickende „okay, okay“-Jeanshemd-Prof doch auf den Tisch: Wie man bei solch rhetorischem Genius sein Leben vergeuden könne! Leben stelle sich damit unter Beweis, daß man etwas wage, Risiken eingehe, Opfer bringe! In seiner Karriere habe er erst zwei Studenten kennengelernt, auf die er – anders als bei unserem Kandidaten eher wegen deren Fleiß als ihrer Begabung – ähnlich große Hoffnungen gesetzt habe. Auch die hätten das akademische Programm zunächst nicht durchgezogen. Doch immerhin seien die beiden entschlußfreudig gewesen – sie (natürlich sind es Arian und Ernest aus der Parallelszene) hätten sich, zwar gegen den Ratschlag von Malley, zur Armee gemeldet: aus Patriotismus und auch, um ihr später wiederaufzunehmendes Studium finanziell zu sichern. Eine bei aller Kritik an der Regierung letztlich achtunggebietende Entscheidung, findet der Professor. Unterdessen bekommen wir die geschmeidige Aalglätte des Senators sowie den Todeskampf der beiden Soldaten vor Augen geführt. Okay. Was nun soll dem Zuschauer all dies sagen? „Jeder Einzelne bestimmt das Schicksal der anderen und der Welt.“ Sagt Bush-Kritiker Redford, diesmal in seiner Funktion als Regisseur und Produzent des Streifens. An der gegenwärtigen US-Regierung unter George W. Bush läßt er kein gutes Haar. „Jetzt zu sehen, was aus unserem Land geworden ist, wie unser Ansehen in der Welt gelitten hat, wie wir junge Menschen in einem schmutzigen Krieg verheizen, das ist fast unerträglich“, sagte er dem Spiegel. „Früher galt das Lügen in meinem Land als Schande. Unsere jetzigen Führer tun so, als wäre es eine politische Tugend.“ Frank Schirrmacher war der Film bereits Wochen vorab eine seltsam fahrige, letztlich belobigende Großrezension auf Seite eins des FAZ-Feuilletons wert. Redfords „ungewöhnlicher“ Film zeige „Bushs Welt nicht als Welt des Bösen, aber ein Chaos, in dem die Menschen fast täglich aufs neue versuchen, ihren Verstand gegen den öffentlichen Unverstand zu behaupten“. Hm. Also: eine Art Ethik-Doppelstunde für Einsteiger, brav und verwechselbar. Schon okay. Fotos: US-Senator Jasper Irving (Tom Cruise) und die TV-Journalistin Janine Roth (Meryl Streep); Regisseur und Schauspieler Robert Redford bei Dreharbeiten; Der Film startet am 8. November bundesweit in den deutschen Kinos.
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