In der vergangenen Woche ist es in Berlin zu einem gewaltsamen Zwischenfall gekommen: Mitarbeiter einer Zeitung A haben Probeexemplare auf der Straße vor dem Redaktionssitz der Zeitung B verteilt. Plötzlich stürmen zwei Mitarbeiter der Zeitung B auf die Straße und greifen zwei Verteiler der Zeitung A tätlich an. Die Zeitungsverteiler werden geschlagen, getreten und man versucht ihnen die Zeitungen wegzunehmen. Die hinzugerufene Polizei nimmt Strafanzeigen wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung und Nötigung auf. Preisfrage: Was passiert, wenn es sich bei Zeitung A um eine linke Zeitung handelt und bei Zeitung B um eine rechte Zeitung? Die Nachricht darüber, daß Mitarbeiter einer „rechten Zeitung“ Mitarbeiter einer linken Zeitung tätlich angegriffen haben, wäre als Sondermeldung über die Ticker gelaufen, helle Empörung hätte das Land ergriffen, Politiker aller Bundestagsparteien und Vertreter relevanter Gesellschaftlicher Gruppen hätten ihrer Empörung Ausdruck verliehen über ein neuerliches betrübliches Beispiel im Kapitel „Gewalt von rechts“. Nun sind am Mittwoch, den 1. Juni, aber nicht linke Verteiler von „Rechten“ angegriffen worden, sondern Mitarbeiter der JUNGEN FREIHEIT in der Berliner Kochstraße vor dem Redaktionssitz der linksliberalen taz beim Verteilen der Jubiläumsausgabe – mutmaßlich von taz-Mitarbeitern, wie Berliner Tageszeitungen unter Berufung auf die Polizei berichten. Bis heute weigert sich die taz-Chefredakteurin Bascha Mika zu diesem gewalttätigen Vorfall öffentlich Stellung zu nehmen. Die taz dementierte auch nicht die Täterschaft. Im Gegenteil: Anstelle von Mika äußerte ein verantwortlicher Redakteur der Zeitung gegenüber Spiegel online Zustimmung zu den Gewalttaten vor dem taz-Gebäude: „‚Ja, die sind da ein bißchen wegvertrieben worden‘, sagt etwa taz-Meinungsredakteur Dietmar Bartz, der das Ganze ‚mit Wohlwollen beobachtet‘ hat, wie er sagt. ‚Wir lassen eben nicht zu, daß irgend jemand hier rechtskonservatives Material verteilt‘.“ Die taz-Chefredakteurin schweigt beredt und glaubt, die Affäre aussitzen zu können. Dadurch wird der Fall aber erst zum Politikum: Plötzlich kippt das Bild des pazifistischen Blattes, und hinter einer gewaltfreien Fassade erscheint die Fratze des „Schreibtischtäters“, der Gewalttaten durch Wohlwollen begleitet. Taz-Chefredakteurin Bascha Mika hat jetzt die gute Gelegenheit, das Verhältnis ihrer Zeitung zur Gewalt gegen Andersdenkende öffentlich klarzustellen. Kontakt: Bascha Mika, taz-Chefredakteurin, Kochstraße 18, 10969 Berlin, Fax 030-25902-692, Epost: chefred@taz.de