Samstagabend, der 4. November: Stromausfall in weiten Teilen Westeuropas. Der regionale Stromerzeuger Eon hatte eine Hochspannungsleitung vorübergehend stillgelegt. Sie führt über die Ems, und ein Kreuzfahrtschiff wollte darunter durch. Daher war eine Abschaltung notwendig. Der Energiefluß wird dann auf andere Leitungen verteilt, was diese stärker belastet. So war es bisher immer geschehen, aber ohne Stromausfall. Diesmal nicht. Die Mehrbelastung löste eine Kettenreaktion automatischer Schutzabschaltungen in den Verteilstellen aus, um die Verbraucher vor Überlastungsschäden an ihren Geräten zu bewahren. Die Folge des Schutzes: gar kein Strom. Warum aber diesmal und nicht auch zuvor? Zur gleichen Zeit nämlich lieferten zwischen Emden und Oldenburg auch die Windkraftanlagen mehr Strom ins Netz. Daher hat die Windkraft zumindest eine Mitschuld an der Kettenreaktion. Die Fachleute in Energiefragen warnen schon lange davor, daß die Überlandleitungen nicht mehr ausreichen, um den Strom von immer mehr Windkraftanlangen zumal in den gebrauchsfernen Gebieten an der Küste in die großen Bedarfsgebiete zu transportieren. 850 Kilometer neue Leitungen und viel Geld sollen nötig sein, um den Windstrom dorthin zu bringen, wo er gebraucht wird. Der Vorfall jetzt wirft auf diese Lage beispielhaft ein Schlaglicht. Schon die Schwankungen der (meist planbaren) Stromnachfrage im Tagesverlauf müssen die Stromerzeuger regeltechnisch bewältigen, nun aber auch noch die Schwankungen des (kaum planbaren) Stromangebots aus der unsteten Windkraft. Auf Windstrom zu setzen, ist nicht nur gesamtwirtschaftlich und ökologisch verfehlt (JF 38/06), sondern auch wegen ihrer Unsicherheit.
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