Die in einer Auflage von 7.500 Exemplaren vierteljährlich vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft herausgegebene Zeitschrift Wirtschaft und Wissenschaft befaßt sich in ihrer aktuellen Ausgabe schwerpunktmäßig mit bildungspolitischen Fragen. Der Umbau des deutschen Schulsystems habe – von der Öffentlichkeit fast umbemerkt – längst begonnen, schreibt beispielsweise Reinhard Kahl in einem Aufsatz zum Titelthema. Bislang geführte Diskurse über Bildung und Erziehung glichen zumeist eher "Selbstgesprächen der Gesellschaft" und hätten so gut wie nichts gebracht. Immer noch gingen in Deutschland viele Kinder so gerne zur Schule wie zum Zahnarzt. Während in den USA Lehrer auch nachmittags für fachliche und persönliche Fragen der Schüler ansprechbar seien, sei so etwas bei uns die Ausnahme. Als Vorbild dienen auch die skandinavischen Länder, die den Schulen Selbständigkeit gegeben haben und wo die Lehrer nicht nur im Unterricht für die Schüler da sind. Jede Schule verfügt hier über einen Etat, aus dem alles bezahlt wird: Reparaturen am Gebäude und frei ausgehandelte Gehälter der Lehrer, deren Beamtenstatus – eine wichtige Voraussetzung – abgeschafft wurde.
"Die Welt rückt zusammen und weiß doch viel zu wenig voneinander", heißt es in einem weiteren Beitrag. Die Autorin plädiert daher für den Austausch "zwischen verschiedenen Kulturen, zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und natürlich zwischen wissenschaftlichen Disziplinen". Wenn sie mehr über die jeweiligen Länder wüßten, "könnten viel mehr Unternehmen sich international engagieren, könnten mehr Menschen in Lohn und Brot bringen, könnten hier Arbeitslosigkeit, dort Armut bekämpfen".
Dazu wäre allerdings anzumerken, daß die Global Players in aller Regel primär an der Erhöhung der Profitrate interessiert sind und weniger am Wohlergehen der Völker. Und mit Verlaub: Die Aufforderung, "die Welt jenseits des eigenen Kulturkreises kennenzulernen", damit das Fremde kein Rätsel bleibt, ist gewiß gut und schön. Was aber, wenn das eigentlich Faszinierende am Fremden gerade in seiner Rätselhaftigkeit besteht?
Mit dem Phänomen der "Zwischenstadt" beschäftigt sich ein Text am Beispiel der Stadt Herne, wo 77 Prozent der Fläche mit Asphalt und Beton überzogen sind und 3.378 Menschen auf einem Quadratkilometer leben, während der deutsche Durchschnitt 231 beträgt. Dennoch veröden die Innenstädte, und jeder zweite Deutsche zwischen 25 und 35 plant, demnächst ein Eigenheim ins Grüne zu setzen, doch die Landschaft um die Städte ist jetzt schon ziemlich zugebaut. Jede Sekunde werden weitere 10,76 Quadratmeter Boden einbetoniert, während der Anteil der unzerschnittenen, naturnahen Räume in den letzten zwanzig Jahren in Bayern von 33 auf 18 Prozent und in Berlin von drei auf 0,5 Prozent gesunken ist.
So beginnt, wo die Stadt aufhört, nicht mehr das Land, sondern das, was die Stadtplaner heute "Zwischenstadt" nennen: eine Ansammlung von Einkaufszentren, Großtankstellen, Möbelhäusern, Wohngebieten und Resten von Landwirtschaft und Wäldern.
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