Jetzt hat uns der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHT) durch eine Pressemitteilung zu alten Zahlen eine frische Diskussion zum Thema Abwanderung Hochqualifizierter beschert, dem „Brain Drain“, wie es leicht verblödet neudeutsch genannt wird. DIHK-Chef Ludwig Georg Braun erklärte am Montag zu den schon seit August bekannten (JF 33/06) Zahlen: „Immer mehr junge Leute kehren Deutschland den Rücken. Mit 145.000 Fortzügen hatten wir im vergangenen Jahr die seit 1954 höchste registrierte Abwanderung von Deutschen zu verbuchen. Weit über die Hälfte der Deutschen, die ihrer Heimat den Rücken kehren, ist jünger als 35 Jahre, darunter zahlreiche qualifizierte und hochmotivierte Köpfe. Das ist ein Alarmzeichen.“ Bemerkenswert ist die Borniertheit, mit der auf die tatsächlich besorgniserregenden Zahlen über die systematische Vertreibung der Besten aus unserem Land reagiert wird. Der SPD-Bildungspolitiker Jörg Tauss (Ex-Gewerkschaftsfunktionär) wirft der Wirtschaft vor, kein Konzept zu haben, „bereits ausgewanderten Fachkräften im Ausland freiwerdende Jobs in Deutschland anzubieten“, deshalb habe sie „keinerlei Berechtigung, sich über die Folgen der eigenen Politik zu beklagen“. Vertreter der Union stoßen ohne den Hauch von Selbstkritik ins gleiche Horn. Tatsächlich findet aufgrund einer verfehlten Politik ein selbstmörderischer Austausch statt: Jungakademiker wechseln ins Ausland, weil in den USA, aber auch in europäischen Ländern wie der Schweiz oder skandinavischen Staaten bessere Forschungsbedingungen locken, gleichzeitig geben sie sich mit Unqualifizierten aus aller Herren Länder die Klinke in die Hand, die an ihrer Statt weiterhin in unsere Sozialsysteme immigrieren. Es ist nicht immer an erster Stelle das Geld, das nach Übersee lockt: Es ist auch der bürokratische Dschungel hierzulande, das immer undurchsichtigere Steuersystem, der fehlende Aufbruchsgeist, der junge Hochqualifizierte die Koffer packen läßt, um ihr Glück in Ländern zu suchen, in denen Eigeninitiative und Unternehmergeist einen höheren Stellenwert haben. Tatsächlich fehlt eine konzertierte nationale Anstrengung aller gesellschaftlichen Kräfte, wie Deutschland stark und attraktiv bleiben und es sich für Forscher und Führungskräfte von morgen lohnen kann, dieses Land weiter voranzubringen. Überfällig sind Bemühungen, Deutsche wieder gezielt in ihre Heimat zurückzuholen. Interessant sind deshalb Initiativen wie die des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), der vor drei Jahren begonnen hat, ein „German Academic International Network“ (GAIN) aufzubauen, um deutsche Akademiker im Ausland über Karrieremöglichkeiten in ihrer Heimat zu informieren und Kontakte aufzubauen ( www.gain-network.org ). Natürlich ist es politisch unkorrekt, vorrangig Deutsche wieder zurückzuwerben. Wo wir doch alle Menschen sind, nicht wahr. Aber es geht hier nicht um die Zukunft der Weltgesellschaft, sondern die der deutschen Nation! Bevor Milliarden in der schon jetzt schwer gelingenden Integration weiterer zugewanderter Niedrigqualifizierter versenkt werden, sollte man lieber eigene Familienangehörige zurückrufen.