Einmal jährlich erscheinen, herausgegeben von Renovabis, der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, mit einer Auflage von 61.000 Exemplaren die Renovabis Themenhefte. Bisherige Titelthemen lauteten unter anderen „Kind-Sein in Europas Osten“, „Frauengestalten in Osteuropa“, „Heimatlos! Mitten in Europa“ und „Hoffen und vertrauen auf Gott“. Das Schwerpunktthema des aktuellen Heftes 2006 steht unter dem Motto „Vergessen … im Osten Europas“ und lenkt den Blick auf die Verlierer der gegenwärtigen Modernisierungs- und Entwicklungsprozesse in den östlichen Ländern unseres Kontinents. Mit der Thematisierung dieser ebenso rasanten wie harten Transformation des früheren „Ostblocks“ wird gleichzeitig die Renovabis-Pfingstaktion eingeläutet. In der Tat hat die Übernahme marktwirtschaftlicher und demokratischer Veränderungen und Prinzipien für zahlreiche Menschen große Nachteile, ja eine neue Armut mit sich gebracht. Arbeitslose, Alte, Behinderte und Kranke erhalten in vielen Fällen keine oder nur unzureichende öffentliche Unterstützung, Jugendliche sind oft chancenlos, weil sie keine Lehrstelle bekommen und die Bildungsperspektiven mangelhaft sind. Zwar haben vor allem die EU-Beitrittsländer Mittel- und Osteuropas inzwischen ein hohes Wirtschaftswachstum und steigende Pro-Kopf-Einnahmen aufzuweisen, aber viele ehemalige Sowjet-Republiken erleben – verstärkt durch die Globalisierung und den Transformationsprozeß – einen wirtschaftlichen Niedergang. Überall jedoch sehnen sich die Menschen nach Halt und wissen nicht, woran sie sich orientieren sollen. Renovabis hat sich daher die Förderung von Bildungsmaßnahmen und die Unterstützung sozialer und pastoraler Dienste zur Aufgabe gemacht. Dabei wird keineswegs verschwiegen, daß sich nach dem Ende der jahrzehntelangen Unterdrückung durch die kommunistischen Diktaturen auch vieles positiv entwickelt hat. Tatsächlich sind Massenarbeitslosigkeit, bittere Armut, Bildungsmangel, eine provozierende „Alles-Haben-Müssen-Mentalität“ der Neureichen und die oft schamlose Bereicherung der obersten Staats-Repräsentanten nicht allein Folgen der politischen und gesellschaftlichen Wende 1989/1990, sondern waren bereits im System der kommunistischen Gewaltherrschaft angelegt. So werden an den Beispielen Litauens und der Ukraine die Opfer des Kommunismus im 20. Jahrhundert aufgezeigt. Jeder dritte erwachsene Litauer wurde Opfer des sowjetischen Terrors, wurde verhaftet, deportiert, in Straflagern gefoltert oder ermordet, mehr als 70 Prozent der Deportierten waren Frauen und Kinder, selbst Schwangere wurden nach Sibirien verbannt. In der Ukraine wurden Bischöfe, Priester, Mönche und Ordensfrauen brutal ermordet, bei lebendigem Leib eingemauert, in Konzentrationslagern gepeinigt oder bei Zwangsarbeit geschunden. Bei aller Kritik an den heutigen Zuständen, die nicht beschönigt werden dürfen, muß immer wieder auch an diese furchtbaren Verbrechen des Kommunismus erinnert werden. Kontakt: Renovabis. Domberg 27, 85354 Freising. Internet: www.renovabis.de