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Wettbewerb als Chance zur Qualität

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Das duale Rundfunk- und Fernsehsystem der Bundesrepublik – der Mix aus privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern – ist jetzt zwanzig Jahre alt. Seit zehn Jahren gilt das für ganz Deutschland, nachdem in der DDR über vierzig Jahre ein von der SED beherrschter Staatsfunk das Sagen und Zeigen hatte. Nimmt man das Bezahlfernsehen Premiere hinzu, kämpfen etwa 70 relevante Sendekanäle (ohne den Rundfunk) um die Gunst der Kunden. Ein Drittel davon sind die öffentlich-rechtlichen von ARD und ZDF. Als die Privaten Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zugelassen wurden, war vorher bis zum Bundesverfassungsgericht um die Frage gestritten worden, warum „dual“, das heißt warum überhaupt das Nebeneinander von Privaten und Öffentlich-Rechtlichen, warum nicht gleich alles privatisieren? Das oberste deutsche Gericht hat es letztlich auf die (hier kurz gefaßte) Formel gebracht, den Öffentlich-Rechtlichen komme die „Grundversorgung“ der Bürger zu, was ausdrücken sollte, die Privaten verfügten nicht über die Mittel und personellen Ressourcen, um die Bürger ausreichend vor allem mit Nachrichten und allgemeinen gesellschaftspolitischen Informationen zu versorgen. So haben wir es immer noch mit den zwei Systemen zu tun: den einen, die ihr Geld über die vom Staat festgesetzten Zwangsgebühren bekommen (das sind im Jahr immerhin satte sechs Milliarden Euro) – und den anderen, die sich ihr Geld über Werbung und Sponsoren auf dem freien Markt selber beschaffen müssen. Auch hierzu wäre vieles zu sagen, uns interessiert in der Rückschau wie Gegenwartsbewertung die Frage nach den Qualitätsmaßstäben. Dabei natürlich vor allem, wie es mit der „Grundversorgung“ beschaffen ist, die den Privaten ja von den Verfassungsrichtern nicht zugetraut wurde. Was die Menge an Nachrichten- und Informationssendungen betrifft, haben ARD und ZDF ganz ohne Zweifel die Nase vorn. „Tagesschau“ und „heute“ liegen, was die Sendeminuten betrifft, weit vor den Privaten. Deren Nachrichtensendungen sind weniger häufig und kürzer. Allerdings zählen zu den Privaten inzwischen mit N-24, n-tv auch andere freie, weltweit vernetzte Nachrichtensender, die rund um die Uhr das jeweils Neueste auf die Bildschirme bringen. Nimmt man das Internet hinzu, dann gibt es heute eine „Grundversorgung“ an Informationen, die kein einzelner mehr verkraften kann. So drängen sich folglich die Fragen auf, was leisten die Öffentlich-Rechtlichen qualitativ besser, und warum überhaupt noch das System der durch Zwangsgebühren unterhaltenen Staatssender? Meinungsumfragen bestätigen, daß die Konsumenten nur „das Fernsehen“ kennen. Wenn unterschieden wird, dann bei einzelnen Sendungen, bei denen mal der eine, mal der andere Sender Spitzenwerte bei der Quote erzielt. Wer das Fernsehen von seinen Anfängen her kennt, nimmt anderes wahr: eine allgemeine Verflachung. Das beginnt mit der Sprache. Die Zahl unausgebildeter Sprecher nimmt immer mehr zu. Endungen werden verschluckt, Bären werden Beeren genannt, es wird genuschelt, gelispelt, vor allem immer schneller gesprochen. Es gibt Stimmen, die einfach nicht für das Medium geeignet sind: entweder zu hoch, zu schrill, zu kehlig oder nasal. In zu vielen Fällen stimmen Satzbau, Duktus und Betonung nicht, von der Gestik ganz zu schweigen. Vom Informatorischen her irreführend ist das Arbeiten mit „Bilderteppichen“, das heißt, es werden unter Texte Bilder gelegt, die mit dem Gesagten überhaupt nichts zu tun haben, aber durch die unterbewußte Wirkung des Bildes falsche Eindrücke suggerieren. Hier sind die Wege über Irreführung, Desinformation bis zu Manipulation und bewußter Lüge kurz. Auch bei anderen Informationssendungen (Spiegel-, Stern- oder Focus-TV) sind die Privaten meist besser als die Öffentlich-Rechtlichen. Bei ARD und ZDF fällt auf, daß sie dem Zeitgeist, der Mode, dem „Lifestyle“ der Privaten permanent hinterherhecheln. Was haben Sendungen wie die Boulevardmagazine „Brisant“ oder „Leute heute“ mit der „Grundversorgung“ zu tun? Warum muß der Bürger Zwangsgebühren für Werbesendungen zugunsten der Bücher von Modestars wie Bohlen, Becker oder deren verflossenen oder noch aktuellen Liebschaften zahlen? Ist es „Grundversorgung“, wenn ARD und ZDF die vielen Sendestunden mit den gleichen Talkgästen totreden, die uns längst bei den Privaten oder in Klatschblättern beim Friseur oder in Wartezimmern gelangweilt haben? Warum müssen die Landessender der ARD Programme rund um die Uhr ausstrahlen, anstatt sich zur Hauptsendezeit auf fundierte Berichte über Vor-gänge in ihren Bundesländern zu beschränken und wenigstens auf diesem Gebiet die „Grundversorgung“ zu gewährleisten? Mit den neuen Techniken können Rundfunk und Fernsehen heute in einer Vielzahl wie Zeitungen hergestellt und privat – und mit anderen konkurrierend – vertrieben werden. Das könnte die staatlich reglementierten Rundfunk(zwangs)gebühren überflüssig machen. Wettbewerb würde möglich und eröffnete die Chance zur Qualitätsverbesserung. Fritz Schenk moderierte von 1971 bis 1988 neben Gerhard Löwenthal das „ZDF-Magazin“. Danach war er bis 1993 Chef vom Dienst der Chefredaktion des ZDF.

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