Die Zigarettenindustrie weiß ganz genau, daß der Zigarettenkonsum zurückgeht, wenn bildliche Darstellungen auf den Packungen über die möglichen Folgen des Rauchens aufklären. Das zeigt sich in Deutschland etwa an der Zigarettenwerbung: Auf Werbeplakaten werden vor den Warnhinweisen auf den Zigarettenpackungen „ganz zufällig“ irgendwelche Objekte plaziert, so daß diese dann unleserlich sind. Natürlich können abschreckende Bilder nicht alle Raucher dazu verleiten, das Rauchen aufzugeben. Aber Studien aus Ländern wie Australien und Kanada, in denen es bereits „Horrorbilder“ auf den Zigarettenpackungen gibt, belegen, daß Raucher durch diese veranlaßt werden können, über die gesundheitlichen Folgen des Rauchens nachzudenken, und motiviert werden, den Tabakkonsum zu beenden. Schon die Warnhinweise, die seit einiger Zeit auf den Zigarettenpackungen angebracht sind, haben Erfolge gebracht. Eine bildliche Darstellung würde diese Erfolge verstärken. Natürlich besteht die Gefahr, daß Kinder und Jugendliche von den „Horrorbildern“ auf den Packungen erst einmal fasziniert sind. Aber trotzdem werden die Jugendlichen dadurch angeregt, das Thema zu diskutieren, wenn der Gruppenzwang nicht mehr im Vordergrund steht: Beispielsweise wenn sie mit nichtrauchenden Eltern oder Schulkameraden alleine sind. Hier werden die Jugendlichen zugeben, was sie in der Gruppe vor anderen Kindern und Jugendlichen nicht können: daß sie Angst vor diesen Bildern haben. Neben Darstellungen mit abschreckender Wirkung brauchen wir in Deutschland zudem eine deutliche Erhöhung der Tabaksteuer. Die Einnahmen sollten für weitere Maßnahmen gegen das Rauchen, inklusive einer wirksameren Bekämpfung des Zigarettenschmuggels eingesetzt werden. Dr. Thomas Stüver ist Sprecher des Aktionskreises Stuttgarter Nichtraucher. Vor allem Nichtraucher glauben, daß sogenannte „Horrorbilder“ auf Zigarettenpackungen vom Rauchen abschrecken. Dabei wird vergessen, daß Raucher zumeist erwachsene und intelligente Menschen sind, denen die Risiken und Gefahren des Rauchens bekannt sind. Sie wissen, daß Rauchen nicht jünger oder gesünder macht und Lungenkrebs oder Herzinfarkte verursachen kann. Die Bilder werden daher kaum einen Raucher zum Nichtraucher machen. Man sollte das Thema nicht auf emotionaler, sondern auf sachlicher Ebene angehen. Also: weniger Schock, mehr Aufklärung – vor allem an den Schulen. Die Schulen sind der geeignete Ort, um bereits in frühen Jahren aufzuklären, was Rauchen eigentlich ist: eine Sucht wie jede andere auch. Das Rauchen unterscheidet sich in keiner Weise von einer Heroin- oder Alkoholsucht. Jede Sucht ist von etwas Stofflichem abhängig, und wenn dieser Suchtstoff dem Körper nicht zugeführt wird, entstehen Entzugserscheinungen. Dieser Entzug ist es, der Raucher zur Zigarette greifen läßt. Den meisten Rauchern ist dieser Mechanismus nicht klar, sie wissen nur, daß sie sich wohlfühlen, wenn sie geraucht haben. Nichtrauchern hingegen geht es nach dem Rauchen furchtbar. Man sollte die Raucher daher daran erinnern, wie es ihnen nach ihrer ersten Zigarette ging: meistens sehr schlecht. Sie mußten das Rauchen erst mühsam erlernen. Die suchterzeugende Wirkung des Rauchens hat ihnen dabei geholfen. Im Einzelfall mögen „Horrorbilder“ Nichtraucher davon abhalten, zu rauchen. Aber es geht nicht in erster Linie um erwachsene Nichtraucher, es geht um Jugendliche und Kinder. Und ob man diese durch Bilder vom Rauchen abhalten kann, bezweifle ich. Es ist eher zu befürchten, daß sie diese „Horrorbilder“ noch „cool“ finden. Dr. Josef Plötz ist Facharzt für Allgemeinmedizin und berät Raucher bei der Entwöhnung.
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