Der Aufstand der Iraker hat die Amerikaner kalt erwischt. Da geben sich die Militärs so viel Mühe, dem von Saddam geknechteten Volk endlich Freiheit, Frieden und Demokratie zu bringen. Und dann danken es die befreiten Iraker mit einer solchen Rebellion! Schnell wurde in Washington eine Pressekonferenz mit Donald Rumsfeld einberufen. Der spricht von einem „Test des Willens“. Saddam-Anhänger und Milizen seien die Gegner eines „freien Irak“ – was Rumsfeld damit meint, ist ein proamerikanischer Irak. Angesichts der Gefechte im ganzen Land wirkte die Konferenz von Generalleutnant Ricardo Sanchez am dritten Tag nach dem Beginn der Schiiten-Rebellion skurril. Es war ein bißchen so wie vor einem Jahr, als der irakische Propagandaminister behauptete, es gäbe in Bagdad keine US-Panzer. Während sich im ganzen Land Rebellen mit den Eindringlingen Gefechte liefern, behauptet Sanchez, der US-Oberbefehlshaber, die Milizen seien „keine Gefahr mehr.“ Die Menschen in Falludscha würden die „besten Freunde“ im US-Marinekorps finden. Während auf CNN immer öfter das „V-Wort“ erwähnt wird (Vietnam), belügt der Offizier sich und Welt über das wahre Ausmaß der Rebellion. Während sich Spanier und Ukrainer aus dem Wüstenstaub machen, gibt sich Sanchez optimistisch. Gibt es noch andere Städte als Kut, die verlorengegangen sind? Sanchez spricht von Umgruppierungen. Dann wird er von einem arabischen Journalisten auf die „barbarischen Angriffe auf Zivilisten“ angesprochen. Sanchez: „Das beantworte ich nicht.“ Und wir kommentieren es nicht.