Noch vor kurzem ist die New York Times von Journalisten rund um den Erdball zur besten Zeitung der Welt gekrönt worden. Die NYT gilt als eine der zuverlässigsten Quellen, wenn es um Nachrichten aus der US-Hauptstadt Washington geht. So einen Ruf gilt es zu verteidigen. Jetzt hat das Ansehen der Zeitung schweren Schaden genommen. Bei einem x-beliebigen anderen Blatt hätte der folgende Vorfall weniger Aufregung erzeugt. Aber beim globalen Marktführer sehen natürlich alle besonders genau hin. Ein Reporter der NYT hat offenbar jahrelang Falschinformationen verbreitet. Jayson Blair klaute mehrfach Informationen von Agenturen und anderen Blättern. Zudem erfand er Zitate und gab vor, mit Personen gesprochen zu haben, die ihn nie zu Gesicht bekommen haben. Er hat inzwischen gekündigt und schreibt jetzt wahrscheinlich Romane im Fantsygenre. Für die NYT ist es ein Tiefpunkt in der 152jährigen Geschichte. Besonders ärgerlich ist, daß seinen Vorgesetzten schon vor einem Jahr die unsaubere Arbeitsweise des 27jährigen aufgefallen ist. Es folgte ein Zwangsurlaub, nach dem Blair allerdings befördert wurde. Für seine Berichterstattung über den Todesschützen von Washington erhielt er sogar noch das Lob seines Chefs. Gerüchten zufolge wurde Blair wegen – als Schwarzer – bewußt bevorzugt. Einzigartig ist der Vorgang jedoch nicht. 1981 verfaßte Janet Cook einen frei erfundenen Bericht über eine drogensüchtige Familie. Der Artikel erschien in der Washington Post. Frau Cook erhielt dafür den Pulitzer-Preis!