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Ein Franke als Vorzeige-Preuße

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Kaum ein Schauspieler hat im westdeutschen Nachkriegsfilm die Mannestugenden so schmunzelnd selbstironisch vorgeführt wie Wolfgang Preiss. Der am 27. Februar 1910 in Nürnberg geborene Darsteller hat freilich auch ein Betätigungsfeld für verschiedenartigste Charaktere gefunden, das vom jovialen Frontoffizier bis zum übellaunigen Welteroberer Dr. Mabuse genug schauspielerische Möglichkeiten eröffnet hat. Früh hat er die Bühnenlandschaft des Deutschen Reichs durchspielt (von Königsberg bis Bonn), 1942 gab er in Rolf Hansens „Große Liebe“ sein Filmdebüt, insgesamt wirkte er in mehr als hundert Produktionen mit. Von glänzender Statur, blendendem Aussehen und beinahe selbstverständlicher Autorität, mußte er im Nachkriegsfilm über die Jahrzehnte immer wieder als Besetzung für militärische Rollen herhalten. Er war der zweifelnde Claus Graf Schenk von Stauffenberg in Falk Harnacks bedrückender Verfilmung des 20. Juli, ein schüchtern aufrechter Offizier des Geheimdienstes in Alfred Weidenmanns „Canaris“, und er spielte in Frank Wisbars Stalingrad-Epos „Hunde, wollt ihr ewig leben“. Für seine Stauffenberg-Rolle erhielt Preiss 1956 seinen ersten Bundesfilmpreis, 1987 bekam er die Auszeichnung für sein Lebenswerk. Neben den Militärs hat er die menschlichen Facetten wohl samt und sonders durchspielt. Im Berliner Theater am Kurfürstendamm ließ er sich als Erzkomödiant in Leonard Steckels Inszenierung von Porters „Kiss me Kate“ umjubeln. 1960 hat ihn dann Fritz Lang für seine Neuentdeckung des Verbrechermythos, den Dr. Mabuse, engagiert. Ein glänzender Charmeur des Verbrechens, der mit lockerem Plauderton und besorgter Raffinesse die Weltherrschaft an sich reißen will. Dazwischen immer wieder Offiziersdienste: In der internationalen Mammutverfilmung vom „Der längste Tag“ und als resignierter Generalfeldmarschall von Rundstedt in Richard Attenboroughs „Die Brücke von Arnheim“. In Jürgen Goslars nicht eben ruhmreichen Opus „Das Mädchen und der Staatsanwalt“ erlag er den Verführungskünsten Elke Sommers. In Rolf von Sydows Fernsehverfilmung „Flaschmann als Erzieher“ hat er als kleines Häufchen Elend scheinbare Autoritätstugenden tragikomisch konterkariert. Überhaupt hat er Autoritäten nie ganz ernstgenommen, stets hat er sie sehr menschlich auf die Leinwand gebracht. Mittwoch voriger Woche ist Wolfgang Preiss 92jährig in einer Klinik auf der Bühlerhöhe nahe Baden-Baden gestorben.

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