Es ist, als ob wir am Scheideweg stehen. Setzt sich eine neue Ernsthaftigkeit durch oder erleben wir ein Wiederaufflackern der Spaßgesellschaft? Zwischen den Kontrahenten Stoiber und Schröder bestand trotz des Wahlkampfes erstmals Konsens. Beide gaben sich vorsichtig optimistisch hinsichtlich unserer Chancen bei der Fußball-WM. Schröder traut ihr sogar den Sprung ins Achtelfinale vor. Hoffentlich meint er es ehrlicher, als bei der vollmundig angekündigten Halbierung der Arbeitslosenzahlen 1998. Was waren das noch für Zeiten unter Helmut Kohl? Während seiner Amtszeit waren wir Europameister, Weltmeister, gewannen Tenniscups und kassierten unzählige Olympische Medaillen. Unter Schröder dürfen wir uns schon über den Einzug ins Achtelfinale freuen. Rotgrüne Politik fördert Künstler wie den Wiener Robert Jelinek, der ganz Kassel mit Cannabis versorgen will. Zur documenta plant er, die heimliche Pflanzung der Samen in Parks und Gärten. Heiterkeit ist aber nicht alles. Die Sensibilität beim Thema Judentum kennt keine Grenzen. Erst füllte die Affäre um den neuen FDP-Abgeordneten Karsli die Kommentarspalten. Die FAZ ging dabei nicht auf ganz so große Distanz zu FDP-Vize Möllemann wie die Süddeutsche Zeitung oder Die Welt. Die FAZ-Redaktion sah bereits einen „besseren Umgang mit der deutschen Geschichte“. Jetzt erfolgte mit dem neuen Walser-Buch der Kurswechsel. Gegenseitige Antisemitismusvorwürfe beflügeln die Auflage und bringen alle Beteiligten ins Gespräch zurück. Ist das alles noch ernst zu nehmen?