WIEN. Die Debatte über Israels Teilnahme hat den Eurovision Song Contest 2026 in Wien bereits Monate vor dem ersten Probenbeginn in eine Grundsatzfrage verwandelt (die JF berichtete). Bei der Generalversammlung der Europäischen Rundfunkunion (EBU) in Genf stand die politische Bewährungsprobe an, ob Israel – anders als Rußland und Belarus – trotz des Kriegs im Gazastreifen im Wettbewerb bleiben darf.
Gegen eine Teilnahme hatten vor allem Spanien, Slowenien, Irland und die Niederlande mobil gemacht. Die Sender begründeten ihren Widerstand offen mit dem israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen.
Der slowenische Rundfunk RTV erklärte, man wolle „auf der richtigen Seite der Geschichte“ stehen. Irland sprach von einer untragbaren Lage. Mehrere Delegationen hatten im Vorfeld angekündigt, Wien fernzubleiben, sollte Israel nicht ausgeschlossen werden. Obwohl die EBU zunächst keine Abstimmung plante, erzwangen acht Sender eine geheime Entscheidung. Die Mehrheit votierte für die Teilnahme Israels – und bestätigte damit die bisherige Haltung, daß nicht Staaten, sondern Rundfunkanstalten teilnehmen und KAN nicht gegen EBU-Regeln verstoße. Das Votum wertete die EBU am Abend als eindeutiges Bekenntnis zur „Neutralität des ESC“.
Israel mit hoher Publikumswertung
Unmittelbar nach der Entscheidung gaben die Niederlande ihren Ausstieg bekannt, kurz darauf folgten Spanien, Slowenien und Irland. Weitere Länder – darunter Island und Belgien – prüfen noch einen Rückzug. Der Versuch, die Kritik an Israel abzumildern, war zuvor erfolglos geblieben. Die EBU hatte das Abstimmungsverfahren reformiert, um größere Transparenz zu schaffen, nachdem Israels Beitrag 2025 überaus hohe Zuschauerpunkte erhalten hatte.
Auch ein möglicher Waffenstillstand im Gazastreifen, auf den einige Delegationen verwiesen hatten, änderte an den Positionen der Kritiker nichts. Ob Wien trotz der Boykotte einen neuen Teilnehmerrekord erreicht, bleibt offen. Kasachstan könnte erstmals antreten, Kanada steht als weiterer Gaststarter im Raum. (rr)






