GIEßEN. Die schweren Krawalle am Wochenende (die JF berichtete) haben eine bundesweite Debatte über linke Gewalt, Polizeitaktik und den Umgang mit AfD-Veranstaltungen ausgelöst. Schon am Sonntag sprachen Polizeigewerkschafter von einem „Dreckseinsatz“ und der „häßlichen Fratze des Linksextremismus“.
Auch Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) warnte vor „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“, hätte die Polizei nicht massiv eingegriffen.
Nach den Ausschreitungen rund um die Gründung der neuen AfD-Jugendorganisation Generation Deutschland (GD) in Gießen steht die Kritik an Teilen der Demonstranten im Zentrum. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin meldete 30 verletzte Beamte. Auf X sprach deren Vize-Landeschef Thorsten Schleheider von einem „echten Dreckseinsatz“ und attackierte „Linksextremisten“, die „scheinheilig, selbstgerecht, undemokratisch, menschenverachtend und gewalttätig“ agierten.
SPD-Bürgermeister: „Gießen hat geleuchtet“
Innenminister Poseck will am Montag eine Bilanz des Großeinsatzes vorlegen. Schon jetzt lobte er die Ordnungskräfte: Ohne sie wäre es „zu schwersten Gewalttaten“ gekommen. Der Polizeieinsatz mit bis zu 5.000 Kräften war einer der größten in Hessen. Insgesamt zählte die Polizei 25.000 Demonstranten – das Bündnis „Widersetzen“ sprach hingegen von über 50.000. An mehreren Stellen wurden Wasserwerfer eingesetzt, um Blockaden aufzulösen. Zehn bis zwanzig Beamte wurden laut Polizeipräsidium Mittelhessen leicht verletzt, drei Personen vorläufig festgenommen.
„Der Linksextremismus hat sich in #Giessen mal wieder von seiner hässlichen Fratze gezeigt – scheinheilig, selbstgerecht, undemokratisch, menschenverachtend und gewalttätig“, sagt #GdP-Landesvize Schleheider und wünscht allen, auch unseren fast 30 verletzten Kollegen alles Gute pic.twitter.com/rGFjJo1QFK
— GdP Berlin (@GdPHauptstadt) November 30, 2025
Während Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher (SPD) betonte, die Stadt habe „geleuchtet“ und ein überwiegend friedliches Bild abgegeben, widersprachen Polizeigewerkschaften entschieden. Auch Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sprach von einem „linken Tiefpunkt“ und forderte eine klare Distanzierung gemäßigter Linker von den Gewaltmärschen.
Kritik kommt zugleich von anderer Seite: Der Anwalt Jannik Rienhoff wirft der Polizei „massive Gewalt“ und unverhältnismäßiges Vorgehen vor. Aktivisten des Bündnisses „Widersetzen“ berichten von Schlägen, verweigerten Telefonaten und rechtswidrigen Maßnahmen. Sprecherin Laura Wolf behauptete, die Polizei habe „Faschisten den Weg freigeprügelt“. Die Polizei weist das zurück; Hinweise auf unrechtmäßigen Zwang gebe es nicht.
Poseck warnt vor „Parallelwelt“
AfD-Chefin Alice Weidel nannte die Gewalt „zutiefst undemokratisch“ und hob hervor, daß nur der „professionelle Einsatz“ der Beamten die GD-Gründung ermöglicht habe. Der DGB wiederum erklärte, seine eigene Großkundgebung sei „entschlossen und friedlich“ verlaufen – die Eskalationen seien an anderen Orten entstanden. Man fordere Aufklärung „auf beiden Seiten“.
Innenminister Poseck warnte abschließend vor einer „rechtlichen Parallelwelt“ einzelner Gruppen. „Der Zweck heiligt nicht die Mittel“, sagte er. Wer Gewalt anwende, schade der Demokratie – und nutze am Ende der AfD. (rr)






