BERLIN. Der mittelständische Wirtschaftsverband „Die Familienunternehmer“ hat sein kurzzeitig ausgesetztes Kontaktverbot zur AfD rückgängig gemacht. In einem von Selbstkritik dominierten Brief der Präsidentin Marie-Christine Ostermann an die Mitgliedsunternehmen heißt es nun, die Einladung eines AfD-Abgeordneten zu einem Parlamentarischen Abend sei ein „Fehler“ gewesen. Dabei geht es um den mecklenburg-vorpommerschen Spitzenkandidaten Leif-Erik Holm. Der JF liegt das Schreiben vor.
„Wir distanzieren uns von Extremisten und lassen uns von ihnen nicht vereinnahmen“, betont Ostermann nun mit Blick auf die in den Umfragen aktuell stärkste Partei. „Wir erkennen an, daß sich diese Einladung als Fehler erwiesen hat und nicht zu dem geführt hat, was wir beabsichtigt haben.“ Nach der Bekanntgabe, auch mit AfD-Politikern sprechen zu wollen, hatten die Grünen die Präsidentin persönlich stark angegriffen (die JF berichtete).
Die parteinahe Organisation Campact startete kurz darauf eine Kampagne gegen die Mitgliedsunternehmen und setzte sie unter Druck, aus dem Verband auszutreten. Rossmann, Vorwerk und Fritz-Cola kamen dem Verlangen nach.
Familienunternehmer kündigen Kurswechsel an
Ostermann, die ihre FDP-Mitgliedschaft für die Zeit ihrer Präsidentschaft ruhen läßt, kündigte nun einen massiven Kurswechsel an: „Der Verband wird sich auch in den kommenden Landtagswahlen sehr kritisch und sichtbar gegen die AfD positionieren.“
Es sei der Eindruck entstanden, „wir Familienunternehmer wollten unseren Verband für die AfD öffnen“. Ostermann: „Das bedauern wir sehr. Wir haben immer die Position bezogen, daß die AfD nicht in Regierungsverantwortung kommen darf.“
Nun schreibt Ostermann, man lehne die AfD ab. Zu den Gründen gehörten „das wirtschaftsfeindliche Programm, die ausländerfeindliche Einstellung, das Frauenbild und die Rußlandnähe“. Sie warf der Partei vor, durch Äußerungen den falschen Eindruck entstehen haben zu lassen, „daß wir die Partei stärken wollten“.
Auf den massiven öffentlichen Druck gegen „Die Familienunternehmer“ ging Ostermann nicht direkt ein, durch die Selbstkritik läßt er sich aber als Motiv für die Kehrtwende zwischen den Zeilen lesen. Zum Schluß schreibt die Präsidentin: „Wir wollen als Verband auch künftig wieder für das wahrgenommen werden, für das wir stehen: Demokratie, Marktwirtschaft, Wirtschaftswende und Reformen.“ (fh)







