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Drohende Blase: Sind die goldenen Zeiten des Goldes wirklich vorbei?

Drohende Blase: Sind die goldenen Zeiten des Goldes wirklich vorbei?

Drohende Blase: Sind die goldenen Zeiten des Goldes wirklich vorbei?

Die Grafik zeigt zwei Goldbarren und ein Kerzendiagramm.
Die Grafik zeigt zwei Goldbarren und ein Kerzendiagramm.
Goldbarren vor einem Kerzendiagramm: Das Edelmetall wurde zuletzt als Geldanlage immer attraktiver. Foto: picture alliance / Zoonar | Alexander Limbach
Drohende Blase
 

Sind die goldenen Zeiten des Goldes wirklich vorbei?

Der Goldpreis steigt scheinbar unaufhörlich, Anleger profitierten davon zuletzt enorm. Große Akteure wie China setzen vermehrt auf das Edelmetall. Das sind beunruhigende Indizien für eine Blase.
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Wer Gold als Absicherung gegen Staatspleiten, Kriege und Geldentwertung hält, schaut nicht so sehr auf die Preise. Wenn Kapitalgewinne hinzukommen, um so besser. So auch in diesem Jahr, das mit einem satten Plus von vielleicht 50 Prozent enden dürfte. Und wer auf Silber- und Goldminen setzte, konnte bis zur Preisspitze im Oktober im Durchschnitt der Branche Spekulationsgewinne von 250 Prozent verbuchen.

Damit stellt sich die Frage, ob vom Beginn einer Blasenbildung bei den Edelmetallen die Rede sein kann. Zwar stimmt es, daß Blasen auch an den Aktienmärkten immer erst dann festgestellt werden können, wenn sie geplatzt sind. Aber es gibt doch einige nützliche Kriterien. Je weiter sich ein Edelmetall oder eine Aktie vom Durchschnitt der zurückliegenden 200 oder 100 Tage entfernt, desto größer ist grundsätzlich das Risiko eines Rückschlags.

Die Grafik zeigt die Entwicklung des Goldpreises seit 2020.
Quelle: London Bullion Market Association Grafik: JF

Ein Warnsignal ist es auch, wenn sich alle oder fast alle einig sind, daß die Preise nur noch steigen können. Immerhin gehen die maßgeblichen Banken nicht davon aus, daß sich 2025 im kommenden Jahr wiederholen wird. JPMorgan, der Marktführer in den USA, sieht den Goldpreis im vierten Quartal 2026 bei 5.055 Dollar, Goldman Sachs spricht von einem Durchschnittspreis bei 4.275 Dollar 2026. Tatsächlich wäre ein nochmaliger Anstieg um 50 Prozent nur zu rechtfertigen, wenn etwas Unvorhersehbares passiert.

Mehr Spekulation als in ruhigen Zeiten

Solche Preisprognosen können nur Vermutungen sein, weil am Markt zu viele Akteure mitmischen. Auch am Goldmarkt wird jetzt mehr spekuliert als in ruhigen Zeiten. Angeblich 80 Prozent des globalen Umsatzes entfallen auf Papiergold und damit auf den Kauf und Verkauf von Lieferansprüchen, die durch physisches Gold nicht gedeckt sind. Es fällt auf, daß sich der Rückschlag von Oktober bis November im Rahmen früherer Korrekturen hielt – wie die von November 2024 bis Januar 2025 oder die von April bis August 2025. Solche Konsolidierungen mit einem Minus von zehn Prozent brechen die Hausse nicht, sie stabilisieren sie.

Daß der Trend an den Höhepunkten 2011 und 2020 kippte, war daran zu erkennen, daß der Goldpreis um rund 20 Prozent absackte, sich später erholte, das vorherige Hoch aber nicht mehr übersteigen konnte – ein Signal, daß schwächere Goldjahre zu erwarten waren. Einen ganz anderen Hintergrund hatte der Preiseinbruch im ersten Quartal 1980 mit einem Minus von 43 Prozent. Die Goldbaisse begann, sie dauerte bis 2000. Ausgelöst wurde sie durch hohe Realzinsen zwecks Inflationsbekämpfung. Eine derart radikale Wende der Geldpolitik ist in diesem Jahrzehnt nicht in Sicht.

Nur Gold, das zu Hause liegt, ist sicher

Der Goldmarkt ist jetzt ganz anders strukturiert als in den mageren neunziger Jahren. Damals trennten sich die Zentralbanken von einem Teil ihrer Goldreserven. Gold wurde nur noch als Ware gehandelt, seine monetäre Rolle schien beendet. Mit der Finanzkrise von 2008 setzte ein Umdenken ein: Die Notenbanken begannen wieder Gold zu akkumulieren.

Und nach Beginn des Krieges in der Ukraine stiegen die Nettokäufe der Notenbanken sprunghaft bis auf 1.000 Tonnen im Jahr – mehr als in den fünfziger Jahren, als die Deutsche Bundesbank den nach dem Weltkrieg verlorenen Goldhort wieder aufbaute. 2025 werden die Zentralbankkäufe vermutlich nicht ganz so hoch ausfallen wie 2024, aber auch 2026 nicht einbrechen. Die Sanktionen gegen Rußland 2022 und zuletzt der völkerrechtswidrige Plan der EU, die in Belgien eingefrorenen russischen Devisenreserven faktisch zu enteignen, waren Weckrufe: nur Gold, das zu Hause liegt, ist sicher.

Peking prescht voran

Eine Schlüsselrolle in der neuen Welt des Goldes spielt China. Die Führung in Peking denkt strategisch. Sie weiß, daß sie neben der militärischen und politischen Dominanz der USA auch die Dollar-Hegemonie herausfordern muß, um ihr Ziel einer wirklich multipolaren Weltordnung zu erreichen. 2002 wurde die Shanghai Gold Exchange ins Leben gerufen, heute setzt sie mehr Goldbarren um als London oder New York, wo vor allem Papiergold gehandelt wird.

Mit 380 Tonnen im Jahr ist China noch vor Rußland der weltgrößte Goldproduzent, wovon so gut wie nichts exportiert wird. Gold muß eingeführt werden, um die private Nachfrage im Land zu bedienen und die staatlichen Goldreserven aufzustocken. Offiziell wurden sie zuletzt mit 2.300 Tonnen angegeben, tatsächlich müssen es weitaus mehr sein. Die Differenz wird offenbar bei den Staatsbanken verbucht.

Das gelbe Metall ist zurück

Weil auch die Volksrepublik den Goldbesitz als Ausweis von Währungssouveränität betrachtet, ist anzunehmen, daß sie zumindest das Niveau der USA erreichen will. Das sind 8.300 Tonnen und damit – ähnlich wie im Fall Deutschlands – 73 Prozent der amerikanischen Auslandsreserven. Allein die chinesische Nachfrage und die anderer Länder des globalen Südens dürften den Goldpreis auch künftig stützen. Darüber, wie sich eine derzeit diskutierte Aufwertung der amerikanischen Goldreserven von offiziell 42,22 Dollar auf den Marktpreis auswirken würde, kann nur spekuliert werden.

Jedenfalls wird Gold längst wieder als Geld und als unverzichtbare Währungsreserve gehandelt, ohne daß die Investoren und Spekulanten ihren Einfluß auf die Preisbindung verloren haben. Er ist nur zurückgegangen. Übrigens hat das gelbe Metall im Verlauf von hundert Jahren selbst den Schweizer Franken geschlagen, die solideste aller staatlichen Währungen.

Aus der JF-Ausgabe 48/25.

Goldbarren vor einem Kerzendiagramm: Das Edelmetall wurde zuletzt als Geldanlage immer attraktiver. Foto: picture alliance / Zoonar | Alexander Limbach
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