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Lebensschützer-Demo: „Je heftiger Antifas protestieren, desto mehr mobilisiert mich das“

Lebensschützer-Demo: „Je heftiger Antifas protestieren, desto mehr mobilisiert mich das“

Lebensschützer-Demo: „Je heftiger Antifas protestieren, desto mehr mobilisiert mich das“

Der Marsch für das Leben in Berlin: Nach Angaben der Veranstalter waren bis zu 5.000 Menschen beim großen Protest gegen Abtreibung. (Themenbild)
Der Marsch für das Leben in Berlin: Nach Angaben der Veranstalter waren bis zu 5.000 Menschen beim großen Protest gegen Abtreibung. (Themenbild)
Der Marsch für das Leben in Berlin: Nach Angaben der Veranstalter waren bis zu 5.000 Menschen beim großen Protest gegen Abtreibung. Foto: JF
Lebensschützer-Demo
 

„Je heftiger Antifas protestieren, desto mehr mobilisiert mich das“

Zwei Proteste, die für Aufruhr sorgen: Den diesjährigen Marsch für das Leben in Berlin begleitete eine Parade von Beschimpfungen und eine linke Sitzblockade. Die JF war vor Ort. Die Lebensschützer feiern ihren Sieg über Brosius-Gersdorf
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Recht auf Leben vom Mutterleib bis zum Grab. Ungeachtet seines Geschlechts, seiner Ethnie, seiner Behinderung oder Umstände seiner Geburt. Abtreibung als Übel, welches bekämpft gehört. Eine Auffassung, für die Tausende am sonnigen Samstagnachmittag in Berlin auf die Straße gehen und sich Lebensschützer nennen. Viele tragen Kreuzketten sowie Flaggen und Ikonen, die christliche Heilige darstellen. Zum 21. Mal findet hier der „Marsch für das Leben“ statt, diesmal am Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof.

Nach Angaben des veranstaltenden Bundesverbands Lebensrecht kommen bis zum Nachmittag 5.000 Personen an. Als die ersten eintreffen, erhitzt die Sonne schon die Köpfe und Gemüter. „Sie sind ja gut darin geschult, Blödsinn mit einem Lächeln zu erzählen“, schreit ein Herr mittleren Alters mit langen lockigen Haaren einer Frau entgegen. Er behauptet, von der taz zu sein und nimmt die gebräunte Dame mit blondem Zopf am Stand der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) gleich zweimal auf. „Das sind doch alles Rechtsextreme!“ Eine Bitte um Begründung würgt er ab. „Dann schickt doch eure Storch weg!“

Die Frau heißt Johanna Durairaj. Wenig später, kurz nach 13 Uhr, hält sie eine leidenschaftliche Rede über die Arbeit der Lebensschützer in Indien. Ihre Initiative „Life4All“ betreibe dort ein „Lebenszentrum“ für Frauen, die aufgrund ihrer Schwangerschaft von ihren Familien nicht mehr gewollt oder zu Hause nicht mehr sicher sind. 40 Prozent davon Opfer sexueller Gewalt. Spreche man mit diesen, so Durairaj, setze eine Abtreibung „noch ein Trauma obendrauf“. Auf ihrem schwarzem T-Shirt steht unmißverständlich: „Abortion is not women empowerment“, zu Deutsch „Abtreibung ist keine Stärkung der Frauen.“

Einzelne linke Protestierende dringen durch

Eine klare Ansage an die Gegenseite. Das linksradikale Bündnis „No Fundis“ rief seit Wochen zu Störaktionen auf. Es fordert eine vollständige Legalisierung von Abtreibungen, auch über die 12. Schwangerschaftswoche hinaus und ohne vorherige Beratung. Die Störer werfen den am Marsch Beteiligten vor, „queerfeindlich“ zu agieren. Rund 200 Leute kommen auf der anderen Seite des Berliner Hauptbahnhofs an, um sich „den Fundis“ an verschiedenen Orten in den Weg zu stellen.

Und sie schaffen es schon, bevor es losgeht. Am Frühmorgen verhindert eine Gruppe beinahe, daß ein Bus aus Bremen den Marsch erreicht. Während einer Rede am Washingtonplatz brüllt eine kleine Gruppe links der Bühne und rollt ein Transparent mit der Aufschrift „Mein Körper, meine Wahl – Selbstbestimmung erkämpfen“ aus. Kurz danach wird sie von der Polizei festgenommen und abtransportiert. Mit der JUNGEN FREIHEIT will sie nicht sprechen.

Michael Saibel ficht die Störung durch Antifas nicht an. „Je heftiger sie protestieren, desto mehr mobilisiert mich das“, sagt der 20jährige der JF. „Ich sehe das als eine Art Entertainment.“ Mit seinem Cousin fährt er jedes Jahr zum Marsch für das Leben. Ihn motiviere sein Glaube, er bezeichnet sich als „seriös“ gläubig.

Michael Saibel, 20: „Ich sehe den Gegenprotest als eine Art Entertainment.“ Foto: JF

Lebensschützer wollen auch Sterbehilfe ins Auge fassen

Motivieren will auch Alexandra Linder mit ihrer Rede, obgleich ruhig im Ton. Die Chefin des Bundesverbandes Lebensrecht (BvL) erwähnt die gescheiterte Wahl einer Verfassungsrichterin ohne Frauke Brosius-Gersdorf beim Namen zu nennen. Die Potsdamer Rechtswissenschaftlerin hatte in einer Schrift infrage gestellt, ob Kinder vor ihrer Geburt von der im Grundgesetz verankerten Menschenwürde geschützt seien. Prompt nach der Ankündigung ihrer Kandidatur folgte eine Kampagne von Lebensrechtlern wie AlfA, BvL und 1000plus (siehe JF-Interview).

„Natürlich darf eine solche Richterin diese Meinung vertreten und sie auch lehren“, betont Linder. Aber man müsse sich fragen, ob jemand, der die „Grundlagen unserer Verfassung“ – infrage stelle, für solchen Posten geeignet sei. „Auch die Politiker haben es letztendlich eingesehen und entschieden, daß es so nicht ist. Und dafür sind wir dankbar.“ Ein lauter Applaus folgt. Zugleich betont sie weitere Herausforderungen.

Sie warnt nicht nur vor „schleichender Legalisierung“ von Abtreibungen, sondern auch vor Sterbehilfe. Dabei erwähnt sie die Entwicklungen in Kanada, wo assistierte Suizide fast fünf Prozent aller Todesursachen im Jahr 2023 stellten.

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„Wir haben 2020 die geschäftsmäßige Hilfe bei der Selbsttötung legalisiert, aber noch keinen Gesetzesentwurf“, mahnt Julia Kim von der ALfA gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. „Seitdem kann also eigentlich jeder Arzt dabei assistieren, aber es gibt noch keine Regelung, wie das aussehen soll.“ Eine Abstimmung im Bundestag darüber sei eine Frage der Zeit. Dabei gehe es vor allem um „alte, gebrechliche Menschen“, die Hilfe ihres Umfelds brauchen, weil sie nicht mehr für sich selbst sprechen könnten. „Wie die Kinder im Bauch, die keine eigene Stimme haben, sind wir am Lebensende auch auf die Hilfe der Menschen um uns herum angewiesen,“ sagt Kim.

„Die tun mir einfach leid“

Die linken Gegendemonstranten haben andere Prioritäten. Gegen 14.30 Uhr, nach einer halben Stunde, hält der Marsch kurz vor der Charité-Klinik. Mehrere Dutzend Antifas blockieren die Straße. „Wir sind friedlich, was seid ihr?“, schallt es, als die Polizei durchgreift. Ein Blockierer wird an die Wand der Charité geworfen.

Erst nach einer Viertelstunde und vier Durchsagen löst die Polizei die Sitzblockade auf. Die Linksradikalen verteilen fleißig Mittelfinger an die an ihnen vorbeilaufenden Marschteilnehmer. „My body, my choice, raise your voice“ ist die Parole der Stunde. Am Invalidenpark stellen sich immer wieder kleine Grüppchen auf, um den Demonstranten die Laune zu vermiesen.

Elke Holz, 52: „Ich weiß, wie wunderbar es ist, eine Familie zu haben.“ Foto: JF

„Die tun mir einfach leid, ehrlich gesagt“, sagt Elke Holz der JUNGEN FREIHEIT. Die 52jährige ist sechsfache Mutter und sei nach Berlin gekommen, um nach „langer Zeit“ Stellung für den Lebensschutz zu beziehen. „Ich weiß, wie wunderbar es ist, eine Familie zu haben. Und wovon sich die Menschen selber berauben.“

Auch in Köln blockierten Linke den Lebensschützerprotest

Um halb vier treffen die Marsch-Teilnehmer wieder auf dem Washingtonplatz ein. Die Stimmung ist entspannt, auch einzelne Zurufe der Linken hinter der Barrikade ändern nichts daran. Ein friedliches Ende eines hitzigen Tages.

Auch in Köln sei die Lage friedlich gewesen, berichtet die Polizei dort. Allerdings habe es bereits nach wenigen Minuten zwei Blockadeversuche linker Gegendemonstranten gegeben, die schnell unterbunden worden seien.

Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT wertet Cornelia Kaminski den Kölner Marsch für das Leben als Erfolg. „Bei bestem Wetter feierten die Teilnehmer hier ein großes, fröhliches Fest des Lebens. Besonders beeindruckend war die Ansprache von Dr. Felix Hoffmann.“ Der Leiter der Rechtsabteilung bei der christlichen Organisation ADF International habe deutlich gemacht: „Die Teilnehmer machen hier nicht nur von ihren Grundrechten gebrauch, sondern rufen dazu auf, das wichtigste Grundrecht überhaupt zu schützen – das Recht auf Leben.“

Der Marsch für das Leben in Berlin: Nach Angaben der Veranstalter waren bis zu 5.000 Menschen beim großen Protest gegen Abtreibung. Foto: JF
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