Es war in der Nacht des 14. September 2024, als der niedersächsische Landtag zum Ziel eines Farbanschlags wurde. „Unbekannte“, wie es zunächst hieß, beschmierten die Fassade mit roter Farbe und der Parole „Free Gaza“. Bei dem Angriff entstand ein Sachschaden in Höhe von 70.000 Euro. Die Fassade mußte aufwendig gereinigt werden. Die CDU sprach von einem „Angriff auf unsere Demokratie“.
Einer der Täter wurde schließlich ausfindig gemacht: Der 25jährige Mohammad K., ein gebürtiger Syrer, wurde Anfang dieses Monats vom Amtsgericht Hannover zu einer Geldstrafe in Höhe von 2.000 Euro verurteilt. Er gestand die Tat teilweise ein und bezeichnete sie als „Akt der Verzweiflung“. So weit, so – mittlerweile – normal. Nun aber wird bekannt: Ebendieser K. hatte im November 2022 einen Preis von der niedersächsischen Landesregierung erhalten.

Integrationsgeschichte K.s galt als „berührend“
Und zwar nicht irgendeinen Preis. „Herr K. wurde aufgrund seines Engagements in der politischen Bildung seinerzeit als Beispiel gelungener Integration porträtiert“, sagte ein Regierungssprecher der Hannoverschen Allgemeinen. Dafür hatte K. ein Video eingesendet, das seine „persönliche Erfolgsgeschichte“ dokumentieren sollte.
Das Aktionsbündnis „Niedersachsen packt an“, das durch die Landesregierung vertreten wird, beschrieb unter anderem seine Geschichte damals in einer Pressemitteilung als „besonders berührend und bemerkenswert“. K., der sich beim Verein „Politik zum Anfassen“ engagierte, bringe jungen Menschen näher, „wie Beteiligung an politischen Prozessen funktioniert“. Überschrieben war der Text enthusiastisch mit: „Zeigen, wie Integration gelingt!“
Ein Preisgeld gab es nicht. Dafür war seinerzeit kein geringerer als der damalige Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zugegen. Weil fungierte als Ausrichter des Wettbewerbs. Und er stellte für die Verleihung das Gästehaus der niedersächsischen Landesregierung zur Verfügung.
Deutsch-Israelische Gesellschaft ist entsetzt
Der Ableger der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) in Hannover zeigte sich am Sonntag entsetzt und forderte die Rücknahme des Preises. In einer umfassenden Pressemitteilung machte die DIG K. eine Reihe von Vorwürfen, die weit über den Anschlag auf den niedersächsischen Landtag hinausreichen. Unter anderem sei er Mitorganisator der „Intifada Hannover“, auf deren Veranstaltungen „regelmäßig zur Vernichtung des Staates Israel aufgerufen“ werde.
„K. fällt dort immer wieder durch lautstarke Beschimpfung und Drohgebärden gegenüber Gegendemonstranten auf“, heißt es in der Mitteilung. So habe er am 23. August 2025 eine Demonstrantin mit den Worten bedroht: „Dich kriegen wir auch noch!“ Tatsächlich ist K. laut Berichten wegen seiner Demoaktivitäten polizeibekannt.
Distanzierung „mehr als angezeigt“
Der niedersächsischen Landesregierung ist die Sache mittlerweile merklich peinlich. Eine klare Distanzierung sei „selbstverständlich und mehr als angezeigt“, gestand ein Sprecher der Staatskanzlei gegenüber dem Evangelischen Pressedienst ein. Er fügte hinzu, daß der Anerkennungspreis nach heutigem Kenntnisstand nicht mehr an den Syrer vergeben werden würde. Es sei allerdings nicht möglich, den Preis formal zurückzuziehen.
Dafür hat das „Bündnis Niedersachsen“ K.s Name aus der damaligen Pressemitteilung zur Preisverleihung eliminiert. Auch ein Bild, auf dem K. mit einem Blumenstrauß in der Hand direkt neben dem freundlich lächelnden Ministerpräsidenten zu sehen war, wurde entfernt. Derweil führt der Verein „Menschen helfen Menschen“ in Nienburg K. immer noch als Mitglied seines Vorstandes. Zweck des Vereins: „die Förderung der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur“.