BERLIN. Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes (DBB), Volker Geyer, hat mit scharfen Worten auf die Forderung nach längeren Lebensarbeitszeiten reagiert. Für Staatsdiener dürften diese jedenfalls nicht eingeführt werden. Er sehe wegen der vielen Arbeit eine extreme Zunahme an psychischen Erkrankungen: „Die Leute können nicht mehr.“
Geyer wandte sich grundsätzlich auch gegen jegliche Vorschläge einer Sozialreform. Der Augsburger Allgemeinen sagte er: „Wollen wir jetzt wirklich anfangen, die durchschnittlichen Lebenserwartungen bestimmter Berufs- oder Statusgruppen in die Debatte um die sozialen Sicherungssysteme einzuführen? Vor solchen Diskussionen kann ich nur warnen!“
Beamte leben deutlich länger als Arbeiter
Hintergrund: Nachdem Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) aufgrund des absehbaren Zusammenbruchs des Rentensystems und der gestiegenen Lebenserwartung eine Arbeitszeit bis 70 Jahren ins Spiel brachte, setzte sich auch das Forschungsinstitut Pestel für eine Sozialreform bei den Renten und Pensionen ein. Für Beamte schlug es eine fünfeinhalb längere Arbeitszeit vor als für Arbeiter und begründete dies mit der „überdurchschnittlich langen Lebenserwartung“ von Beamten.
Deutschlands Staatsdiener-Lobbyist nannte die Vorschläge „absurd“ und ergänzte: „Beamte, Arbeitnehmende (sic!), Selbständige, Männer, Frauen, Akademiker, Hauptschüler, Raucher, Nichtraucher – jeder Gruppe eine eigene Altersgrenze?“
Auch in der FAZ legte er nach und bezeichnete Reiches Idee, daß Menschen generell – nicht nur seine Klientel – länger arbeiten sollten, als völlig unverständlich: „Der Vorschlag geht komplett an der Lebenswirklichkeit und den Anforderungen der Arbeitswelt vorbei.“ (fh)