BERLIN. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat einen bundesweiten islamischen Religionsunterricht an Schulen gefordert. „Wir setzen uns dafür ein, daß alle Gläubigen innerhalb der Schule über ihren Glauben sprechen können und relevante Informationen zu ihrer Religion und anderen Religionen erhalten“, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand laut Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Die Politik müsse entsprechende Angebote „personell und materiell einplanen und kurzfristig umsetzen, damit mittelfristig ein flächendeckendes Angebot entsteht“, forderte Brand. Bereits bestehende Modellversuche sollten nach Ansicht des Verbands bewertet, optimiert und zügig ausgeweitet werden.
Lehrerverband warnt vor Haß-Predigern im Netz
Derzeit ist islamischer Religionsunterricht in den Bundesländern uneinheitlich geregelt. Nordrhein-Westfalen und Bayern bieten bereits bekenntnisorientierten Unterricht an. Andere Länder setzen auf Islamkunde oder gar keine Regelangebote.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, sah im schulischen Religionsunterricht ein mögliches Gegengewicht zu extremistischen Einflüssen. Unterricht von in Deutschland ausgebildeten und staatlich geprüften Lehrkräften könne Haltungen entgegentreten, die durch familiäre Prägung oder radikale Prediger im Internet vermittelt würden, sagte er dem RND.
Politiker warnen vor „islamistischer Auslegung“
Einige Bundesländer kooperieren weiterhin mit der vom türkischen Staat kontrollierten DITIB. Der Verband untersteht der Religionsbehörde Diyanet in Ankara, deren Präsident auch dem DITIB-Beirat vorsteht. Kritiker wie der Publizist Eren Güvercin warnen seit Jahren, die strukturelle Abhängigkeit werde trotz gegenteiliger Bekundungen nicht beseitigt. Es genüge nicht, Imame formal in Deutschland auszubilden, wenn sie weiterhin ein „türkisch-nationalistisches Mindset“ vermittelten, sagte Güvercin der Welt.
Auch aus dem Bundestag kam wiederholt Kritik. Der frühere Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) warnte vor einer gezielten „islamistischen Auslegung des Islam“ durch bestimmte Verbände. Nach dem Hamas-Überfall auf Israel stellten die Abgeordneten Lamya Kaddor (Grüne) und Sandra Bubendorfer-Licht (FDP) die Zusammenarbeit mit der DITIB grundsätzlich in Frage. Die AfD lehnt islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen grundsätzlich ab.
Nach Schätzungen leben rund 5,5 Millionen Muslime in Deutschland. (sv)