DAMASKUS/BERLIN. Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks, Filippo Grandi, hat von Deutschland und anderen westlichen Staaten massive Investitionen in den Wiederaufbau Syriens gefordert. Nur so könne die Rückkehr von Millionen syrischer Flüchtlinge nach dem Sturz des Assad-Regimes gelingen.
Grandi reist kommende Woche nach Berlin, um bei der Bundesregierung für höhere Zahlungen zu werben. Zum heutigen Weltflüchtlingstag warnte der UNHCR-Chef in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur vor einem Scheitern der Rückkehrpolitik. Die Lage im zerstörten Syrien sei dramatisch.
„Wenn der Wiederaufbau noch ein Jahr auf sich warten läßt, verlieren viele Rückkehrer das Vertrauen und kehren erneut in sichere Länder zurück“, so Grandi. Seit dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 durch islamistische Kräfte ist in Syrien eine fragile Übergangsordnung entstanden. Zwar regt sich in Städten wie Damaskus neues Leben – etwa durch die medienwirksame Verspottung des einst allgegenwärtigen Assad-Kultes –, doch vielerorts fehlt es an Strom, Wasser, medizinischer Versorgung und Arbeitsplätzen.
USA haben Mittel für Syrien gestutzt
Grandi forderte von der Bundesregierung drei konkrete Maßnahmen: erstens humanitäre Soforthilfe für Rückkehrer in Form von Lebensmitteln, Bargeld und medizinischer Versorgung. Zweitens Investitionen in Infrastruktur und wirtschaftliche Entwicklung. Und drittens die Lockerung von Sanktionen, um dem lokalen Privatsektor wieder Spielraum zu verschaffen.
Besorgt zeigte sich der UNHCR-Chef über die Kürzungen internationaler Hilfsgelder. Besonders die USA hätten ihre Mittel deutlich zurückgefahren. Dies habe unmittelbare Folgen: „Wenn man in Regionen wie dem Sudan, Westafrika oder dem Nahen Osten die Hilfe streicht, darf man sich nicht wundern, wenn sich die Menschen wieder auf den Weg nach Europa machen.“ (rr)