BUENOS AIRES. Argentiniens Regierung hat nach eigenen Angaben ein russisches Spionagenetzwerk aufgedeckt. Ziel des mutmaßlich vom Kreml finanzierten Gruppierung sei es gewesen, „eine Gruppe von Personen zu formen, die loyal gegenüber russischen Interessen ist, um Desinformationskampagnen und Operationen gegen den argentinischen Staat durchzuführen“, erklärte Regierungssprecher Manuel Adorni laut dpa.
Nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes SIDE habe ein russisches Ehepaar über Jahre hinweg Kontakte zu lokalen Gruppen aufgebaut, Geld verteilt und Informationen über politische Vorgänge gesammelt. Zudem hätten sie gezielt Beiträge in sozialen Netzwerken erstellt sowie Verbindungen zu Nichtregierungsorganisationen geknüpft.
Operation geht auf Wagner-Söldnertruppe zurück
Die Hintermänner der Operation sollen mit der Organisation „La Compañía“ in Verbindung stehen, die wiederum dem Projekt „Lakhta“ zugerechnet wird – einer 2018 durch US-Ermittlungen bekannt gewordenen russischen Desinformationskampagne. Diese war vom mittlerweile getöteten Oligarchen Jewgenij Prigoschin ins Leben gerufen worden, einem einstigen Vertrauten Wladimir Putins und Gründer der Söldnertruppe Wagner.
Prigoschin kam im August 2023 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, kurz nachdem er sich mit einem Putschversuch gegen die russische Militärführung ins Abseits manövriert hatte. Neben ihm starben mehrere Mitglieder der Wagner-Führung. Westliche Geheimdienste und selbst regimenahe russische Kanäle halten es für wahrscheinlich, daß seine Maschine über der Region Twer von der russischen Flugabwehr abgeschossen wurde. Der Vorfall markierte das Ende seines Einflusses – und dürfte als unmißverständliches Signal an innerstaatliche Rivalen verstanden worden sein.
Argentinien soll ein eigenes FBI bekommen
Im Zuge der Enthüllungen kündigte Präsident Javier Milei die Gründung eines neuen Ermittlungszentrums bei der argentinischen Bundespolizei an. Dieses soll sich künftig mit Organisierter Kriminalität, Terrorismus und ausländischer Einflußnahme befassen – nach dem Vorbild der US-Bundespolizei FBI.
Laut Regierungssprecher Adorni soll dafür „das Profil der Ermittler reformiert, Personal in Ermittlungstechniken geschult und Fachpersonal in Bereichen wie Recht, Sozialpsychologie und Informatik einbezogen“ werden. (sv)