SEBNITZ. Nach der Veröffentlichung einer Stellenanzeige im Amtsblatt der Stadt Sebnitz hat der verantwortliche Verlag einen Mitarbeiter entlassen. Die Stadtverwaltung stellte zudem Strafanzeige gegen den Verfasser der Anzeige sowie gegen den Verlag selbst. Die Annonce eines Dachdeckermeisters enthielt unter anderem die Formulierung: „keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger“.
Der Text, der zunächst unbeachtet im amtlichen Mitteilungsblatt erschien, sorgte nach Bekanntwerden überregional für Empörung. Neben zahlreichen kritischen Reaktionen in sozialen Netzwerken und Medien kam es am Ostermontag zu einer Demonstration auf dem Marktplatz von Sebnitz.
Etwa 80 Personen folgten dem Aufruf der Linken, gegen Rassismus und Diskriminierung zu protestieren. Parallel dazu versammelten sich rund 130 Personen zu einer spontanen Gegenkundgebung. Die Polizei sprach von einem insgesamt störungsfreien Verlauf.
Dachdecker sei zu Formulierung „getrieben worden“
Die Handwerkskammer Dresden distanzierte sich am Wochenende von dem Inhalt der Anzeige und kündigte an, die Eignung des Unternehmens als Ausbildungsbetrieb zu überprüfen. Es sei nicht hinnehmbar, daß Bewerber offenbar allein aufgrund ihrer Herkunft oder ihres äußeren Erscheinungsbildes ausgeschlossen würden. Der verwendete Wortlaut enthalte antisemitische, rassistische und diskriminierende Begriffe, so ein Sprecher der Kammer.

Auch die Stadtverwaltung Sebnitz verurteilte die Anzeige als „verachtend und ausländerfeindlich“. Man sei fassungslos darüber, daß ein derartiger Text im Amtsblatt erscheinen konnte, hieß es. Der Verlag Linus Wittich äußerte seinerseits Bedauern über den Vorfall und kündigte interne Konsequenzen sowie eine Prüfung redaktioneller Abläufe an. Zudem sei der Mann, der die fragwürdige Anzeige in Druck gab, bereits gefeuert worden.
Gegenüber der Bild-Zeitung zeigte sich der Dachdecker nur teilweise einsichtig. Die Wortwahl sei seiner Ansicht nach nicht menschenverachtend, vielmehr sei er durch das Verhalten „vieler Menschen, die in unser Land kommen“, zur Formulierung getrieben worden. (rr)