BERLIN. Eine überwältigende Mehrheit der Moslems mit deutscher Staatsbürgerschaft hat bei der Bundestagswahl 2025 linke Parteien gewählt. Am stärksten unterstützten sie die Linkspartei mit 29 Prozent, wie aus einer Wahltagsbefragung der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF hervorgeht. Damit landete die Partei knapp vor der SPD, die auf 28 Prozent kam. Dahinter folgen das an der Fünf-Prozent-Hürde gescheiterte BSW mit 16 Prozent, die Union mit zwölf Prozent, die AfD mit sechs Prozent und die Grünen mit vier Prozent.
Dagegen wurde die Partei von Alice Weidel stärkste Kraft unter den Konfessionslosen. Sie erreichte in dieser Gruppe 24 Prozent, noch vor der CDU und CSU mit 22 Prozent. SPD und Grüne kamen hier auf jeweils 14 Prozent, die Linke auf zwölf Prozent.
Linkspartei gewinnt in Neukölln, wo viele Moslems leben
Untersucht wurde außerdem das Wahlverhalten von Katholiken und Protestanten. Unter den Katholiken dominierten die CDU und CSU mit 39 Prozent, während die AfD 18 Prozent und die SPD 15 Prozent erreichten. Dahinter folgen die Grünen mit sieben Prozent und die Linkspartei mit fünf Prozent. Die Protestanten wählten überwiegend die Union mit 29 Prozent, gefolgt von der AfD und der SPD mit jeweils 20 Prozent, den Grünen mit elf Prozent und der Linken mit acht Prozent.
Bei der Wahl am Sonntag erreichte die Linke ein Gesamtergebnis von 8,8 Prozent und gewann in sechs Wahlkreisen. Mit dem bisherigen Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, Ferat Koçak, konnte sie in Neukölln erstmals ein Direktmandat außerhalb der ehemaligen DDR erringen.
Dem Einwohnerregister zufolge stammt mehr als ein Fünftel der Bezirkseinwohner aus Ländern, in denen Moslems die Mehrheit stellen. „In Neukölln leben tausende Menschen mit palästinensischen Wurzeln. Für mich ist es selbstverständlich, daß ich mich für ein Ende der deutschen Waffenexporte nach Israel und für einen gerechten Frieden für alle Menschen in der Region einsetze“, hatte Koçak vor der Wahl im Gespräch mit der Wochenzeitung der Freitag betont. Auch das BSW befürwortet ein Waffenembargo gegen Tel Aviv. (IDEA/mit kuk)